1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Den Osten der Wüstentafel durchfurcht der Nil, der längste Strom
Afrikas (fast 6000 km). In seinem Mittellaufe durch die nnbischen Sand-
wüsten bildet er sechs für die Schiffahrt nicht unüberwindliche Katarakte. Der
Unterlauf durchfließt das regenlose Ägypten in einem 20—50 km breiten
Thale, das er infolge der tropischen Regengüsse im Gebiete seines Oberlaufes
alljährlich überflutet und mit einer fruchtbaren, aber höchstens 14 km breiten
Schlammdecke versieht.*) Bei Kairo beginnt der Nil ein Delta zu bilden (von
der Größe des Nigerdeltas), dessen bedeutendste Arme bei Rosette und Damiette
ins Mittelmeer münden. Verfolge den Lauf des Nil von den Quellen
bis zur Mündung! (s. § 167 und 173).
Krwe^bsqueuen.
§ 180. Der meistens erst durch sorgfältige Bewässerungsanlagen (Kanäle,
Schöpfwerke) zur Blüte gebrachte Bodeuaubau ernährt die Bewohner der
Oasen und des Nilthales. In beiden Gebieten ist die Kultur der Dattelpalme
von höchster Bedeutung, da ihre Frucht in vielen Gegenden fast das einzige
Nahrungsmittel bildet. Im Nilthale und den nördlichen Grenzdistrikten der
Wüstentafel gedeihen außerdem Weizen, Mais und Reis, Gemüse, besonders die
Saubohne, Südfrüchte und Wein, Baumwolle, Zuckerrohr. Viehzucht steht
als Nahruugserwerb für die Wüstenstämme (Araber, Berber, Tnareg oder
Jmoschagh, Teda oder Tebu) in erster Linie, daneben häufige Raubsehdeu.
Kamel und Palme sind die Grundbedingungen des Lebens in der Sahara.
Im Nilthal erstreckt sich die Viehzucht auf Kamele, Esel, Rinder, Büffel
(im sumpfigen Delta), Schafe, Ziegen und Strauße. An Mineralien werden
in der Wüste Salz, Alaun, Salpeter und Natron, am roten Meere Schwefel
und Petroleum, im Berglande Oberägyptens Granit, Syenit und Kalkstein
gewonnen. Das rote Meer liefert Schwämme und Korallen. Industrie ist
fast nur in Unterägypten vorhanden, wo Webereien und Spinnereien für
Seide und Baumwolle, Zuckerfabriken, Färbereien, Fabriken für Kriegsbedarf
und Schiffswerften arbeiten. Der nur mittels des Kamels, des „Wüstenschiffes",
mögliche Wüstenhaudel folgt bestimmten Karawanenstraßen, welche in engem
Anschluß an die Oasen das Mittelmeer und das Nilthal mit dem Sudau ver-
binden. Die wichtigste führt von Tripoli über Fesskn und Bilma nach Knka.
*) Im Juni beginnt das Wasser langsam zu steigen, schwillt dann im Juli bis
September immer höher an, bis die Überschwemmung im Oktober ihren Gipfelpunkt er-
reicht. Dann folgt ein allmähliches, später schnelleres Sinken bis zum Juni des nächsten
Jahres. Der zurückbleibende fette Nilschlamm bedeckt sich schnell mit Weizen, Klee, Mais,
Bohnen, Baumwolle (Winterkultur), deren Ernte schon nach 4 Monaten beendet ist und Zeit
sür eine reiche Sommerkultur (besonders Gemüse) läßt.