1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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2. Die Selvas, das größte Tieflandgebiet unter den Tropen, sind un-
durchdringliche, zur Hochwasserzeit weithin versumpfte Urwaldebenen mit dich-
tem Unterholz und riesigen Lianen, zwischen denen sich der Amazonas*)
mit seinen Nebenflüssen hindurchwindet (Gebiet von der elffachen Größe des
deutschen Reiches). Kaum berührt von der Hand des Menschen, liegt die an
Luxushölzern, Farbstoffen, Harzen und Balsamen reiche Mitte der südameri-
kauischen Tropenwelt da, schwach besiedelt an den Flußläufeu, den einzigen
Verkehrsstraßen der ungeheuren Einöden, in denen zur Regenzeit drückende
Schwüle und Feuchtigkeit herrscheu. Der Amazonas, von seinem Austritt
aus den Anden bis zur Mündung schiffbar, durchquert das Tiefland in einer
Länge von 4000 km; der Mittel- und Unterlauf teilt sich wiederholt in zahl-
reiche Arme, die jedoch schließlich wieder vereinigt in einem gewaltigen, insel-
reichen Trichter in den Ocean münden. Südlich von der Hauptmündung liegt
die Jusel Marajo (spr. maraschu), welche durch einige Seitenkanäle des
Amazonas zum Rio Para, dem Mündungstrichter des Toeantins-Aragnay
(aragwa-i), vom Festlande abgeschnürt ist. Von N. und S. empfängt der
Amazonas über 200 Nebenflüsse, darunter 18 Ströme ersten Ranges (von der
Länge des Rheins bis zur Länge der Wolga). Die wichtigsten sind auf dem
linken Ufer der Rio Negro, deffen tintenschwarzes Wasser sich an der
Mündung scharf gegen die gelbgrünen Fluten des Amazonas abhebt, mit
moskitofreien Uferwäldern, auf dem rechten der' Pnrns, der Madeira
(— Holzstrom, wegen der bei Hochwasser mitgeführten Baumstämme), der
Tiugu und der Toeantins mit dem Aragnay. — Der Rio Negro ist durch
den Cafiquiare (kassikmre) mit dem Orinoeo verbunden, wodurch die größte
Bifurkation**) der Erde entsteht. — Gieb nach § 203 und nach der
Karte die Quellen des Amazonas und seiner Nebenflüsse an!
3. Die Pampas, halb so groß wie das Gebiet der Selvas, erstrecken
sich von der Serra de Parecis, einem Ausläufer des brasilianischen Berglandes,
der bis in die Nähe der Anden reicht, bis zum Rio Colorado. Die nördliche
Hälfte dieser ungefähr 200 m über dem Meeresspiegel liegenden Flachland-
schast ist der Gran Chaeo, ein ziemlich wasserreiches, mit vielen Palmen be-
standenes parkartiges Waldgebiet, das von den Nebenflüssen des Paraguay-
Paraua durchquert wird. Die südliche Hälfte, die eigentliche Pampa Ar-
gentiniens, besteht aus unabsehbaren baumlosen Savannen (s. Abb. 49); in-
*) Gedicht: Der Papagei, von Gruppe: „Urwildnis! Der Schlingpflanzen Last von
Baum zu Baum geschlungen, und Affen schwatzen, Ast bei Ast, und Papageienzungen."
**) Unter Bifurkation oder Gabelung versteht man die Verbindung zweier Strom-
gebiete durch einen Wasserarm, der eine sehr niedrige Wasserscheide durchquert. — Zur
Regenzeit bildet sich eine Bifurkation auch zwischen dem Amazonas und dem La Plata-
Stromgebiet, indem ein Nebenfluß des Madeira sich einem Nebenflusse des Paraguay so weit
nähert, daß sie vermittelst der zwischen ihnen befindlichen Sümpfe schiffbare Verbindung erlangen.