1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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und das Gürteltier oder Armadill. Aus den zahlreichen Gattungen der Vogel-
Welt siud die Wandertaube, das Präriehuhu und die Prärieeule, der Truthahn,
die Geierarten und die bis in den hohen Norden streifenden Kolibris zu
nennen. Unter den Reptilien Nordamerikas befinden sich mehrere Arten der
giftigen Klapperschlange und die Mocassiuschlauge, Alligatoren und Schild-
kröten, unter den Amphibien der Ochsenfrosch. Die Flüsse bergen viele, den
europäischen zum Teil nahestehende Fischarten, wie die Hechte, Karpfen, Barsche,
Störe und Welse.
3. Die Bewohner Nordamerikas sind zum kleinsten Teile Eingeborene,
größtenteils Eingewanderte oder deren Nachkommen und Mischlinge. Die
Eingeborenen gliedern sich in Eskimos im polaren Nordamerika, Indianer
oder Rothäute in der gemäßigten Zone und Azteken in Mexico. Die Eskimos,
kaum mittelgroß, mit schiefstehenden Angen, hervortretenden Backenknochen,
schwarzem, straffem Haar und schmutzig gelber Hautfarbe, leben von der See-
hnndjagd und dem Fischfange und stehen trotz großer Gutmütigkeit und
Friedensliebe geistig ziemlich tief. Die Indianer sind größer und dunkel-
häntiger als die Eskimos, denen sie sonst körperlich ziemlich ähnlich sehen;
sie übertreffen jene zwar an geistiger Regsamkeit, aber anch an Roheit und
Grausamkeit. Auch sie waren selten zu festen staatlichen Verbänden gelangt
und lebten in Horden unter Häuptlingen von der Jagd, die jetzt jedoch viel-
fach mit dem Ackerbau vertauscht ist. Viele Stämme sind im Aussterben
begriffen oder schon verschwunden, andere sind seßhaft geworden und für die
Civilifatiou gewonnen. Zu den bedeutendsten Stämmen gehören die Irokesen,
die Dakotas, die Sionx, die Pawnees (Panis) und die Apatschen.*) Die in
Mexico seßhaften Azteken und Tolteken hatten es schon vor Ankunft der
Europäer zur Staatengründnng und zu bedeutender Kultur (Ackerbau, Weberei,
Papierbereitung, Schrift, Baukunst und Skulptur) gebracht. Der Goldgier
und dem Fanatismus der spanischen Eroberer^) unterlagen diese Staaten
ebenso wie die mittel- und südamerikanischen Kulturstaateu der roteu Rasse. —
Die Eingewanderten sind in der nördlichen Hälfte des Kontinents Haupt-
sächlich Germanen (Engländer, Deutsche, früher auch Holländer), ferner Iren
und in Eanada auch viele Franzosen, im 8. besonders Romanen (Spanier
und Franzosen). Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurden zahlreiche
Negersklaven eingeführt, die nach Aufhebung der Sklaverei (1864) einen
bedeutenden Prozentsatz der Bevölkerung bilden. In Californien halten sich
viele Chinesen auf. — Die Mischlinge treten in Nordamerika weniger hervor
als in Mittel- und Südamerika; nur in Mexico ist die Zahl der Mulatten,
*) Gedichte: Nadowessiers Totenlied, von Schiller; Die drei Indianer, von
Lenau; Der Wilde, von Senme.
**) Im Jahre 1519 erreichte und 1520 eroberte Cortes Mexico.