1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Aus allen diesen Beobachtungen ergiebt sich, daß die Erde eine Kugel
ist, und zwar eine Kugel von so gewaltiger Größe, daß ihre Oberfläche uns
überall als Ebene erscheint. Ein sehr verkleinertes, mit der Zeichnung der
Länder und Meere bedecktes Modell der Erdkugel nennt man einen Globus.
§ 6. Die Schwerkraft. Solange der Mensch die Erde als ebene
Fläche dachte, schien es ihm selbstverständlich, daß die Richtung uach dem
Zenith hin „oben" und nach dem Nadir hin „unten" sei. Nachdem man
erkannt hatte, daß die Erde eine Kugel sei, konnte man sich zuerst kaum vor-
stellen, daß auch auf der entgegengesetzten Halbkugel, also „unten", Menschen
wandeln könnten, ohne hinabzusalleu. Man bezeichnet die Wesen, über deren
Scheitel unser Nadir liegt, als Gegensüßler oder Antipoden. Für einen
Körper haben jedoch die Ausdrücke „oben" und „unten" eine andere Be-
dentnng als für eine Fläche. „Oben" ist bei der Kugel die Richtung der üet>
längerten Kugelradien; mithin stehen auf einer Kugelfläche alle Menschen
„oben" und ihre Vertikallinien (s. § 1) treffen sich sämtlich im Kugelmittelpunkt.
Die Kraft, welche alles auf der Kugeloberfläche Stehende festhält, wird
die Schwerkraft oder die Anziehungskraft genannt. Sie bewirkt, daß
das Lot zur Erdoberfläche immer dieselbe Richtung einnimmt, welche ver-
lüngert den Erdmittelpunkt treffen würde; sie verhindert das Blut, uach dem
Kopse hin zu drängen; sie hält nicht nur die sesten, sondern auch die flüssigen
und die lnftförmigen Körper, das Waffer und die Atmosphäre, an der Erd-
oberfläche fest. Der Sitz der Schwerkraft ist das Erdinnere, als ihr Centrum
kann man den Erdmittelpunkt betrachten, weil sich hier sämmtliche Senkrechten
der Erdoberfläche hinreichend verlängert treffen würden. Doch üben große
Massen auf der Erdoberfläche auch seitliche Anziehung aus, so daß z. B. die
Nähe eines Gebirges das Lot aus seiner senkrechten Lage bringt. Alle
Körper, auf welche die Schwerkraft wirkt, nennt man schwer und schreibt ihnen
ein Gewicht zu.
§ 7. Wahre Gestalt von Sonne und Mond. 1. Die Sonne
zeigt sich sowohl in ihrem Tages- wie ihrem Jahreslaufe stets als Scheibe.
Wenn sie uns immer dieselbe Seite zuwendete, so könnten wir annehmen, daß
dies ihre wahre Gestalt sei. Auf ihrer Oberfläche erscheinen jedoch im Fern-
röhre, bisweilen fogar dem bloßem Auge sichtbar, häusig dunkle Flecken, welche
langsam von einem Rande zum andern wandern und durch ihre vollkommen
gleichmäßige Bewegung anzeigen, daß die Sonne sich um eine Achse dreht.
Da sie trotz dieser Achseudrehuug stets kreisrunde Form behält, so muß auch
sie wie die Erde eine Kugel sein.
2. Der Mond kehrt der Erde stets dieselbe Seite zu. Er empsängt
sein Licht von der Sonne. Wäre er eiue Scheibe, so könnte er nur als kreis-
runde Fläche oder als schmale gerade Linie sichtbar werden, je nachdem ihn
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