1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Erscheinungen, die man durch Abblenden des Sonnenlichts zum Teil auch
bei Tage beobachten kann, fast ganz enthüllt. Der Zustand des Licht
spendenden Sonnenkerns (der Photosphäre oder Lichtkugel) bleibt zweifelhaft;
es läßt sich nicht feststellen, ob er fest, flüssig oder aus glühenden Gasen
zusammengesetzt ist. Anch die wahre Natur der Sonnenflecken auf seiner
Oberfläche ist unentschieden- Die über dem Sonnenkern schwebende Chromo-
sphäre ist eine Gasschicht, welche gegen vierzig verschiedene Elemente, darunter
auch eine Anzahl Metalle, im dritten Aggregatzustande enthält. Ans ihr
schießen die Protuberanzen wie Raketen glühender Dämpfe empor, welche
neben Wasserstoff und einem unbekannten Körper, dem Helium, auch Eisen,
Magnesium, Natrium und andere Metalle enthalten, während die wölken-
förmigen Protuberanzen hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium bestehen.
Die umfangreiche äußere Sonnenhülle, die Corona, ist eine weiße Schicht
sehr leichten, glühenden Gases.
§ 28. Die unteren Planeten und ihre Monde. 1. Der infolge
seiner Sonnennähe schwierig zu beobachtende Merkur zeigt im Fernrohr un-
deutliche Streifen und Flecken auf hellerem Grunde, deren Unveränderlichkeit
beweist, daß der Planet der Sonne stets dieselbe Seite zuwendet, wie der
Mond der Erde. Infolge seitlicher Schwankungen (der Libration) empfangen
jedoch gut 5/8 seiner Oberfläche Licht, während die übrigen Teile beständig in
Dämmerung oder Nacht gehüllt sind. Eine Atmosphäre ist auf ihm wahr-
nehmbar. Je nach seiner Stellung zur Sonne zeigt Merkur von uns aus
gesehen Lichtphasen wie der Erdmond.
2. Auch Venus, welche der Erde an Volumen, Masse, Dichtigkeit und
Länge des Durchmessers am nächsten kommt, zeigt im Fernrohr den Wechsel
der Lichtgestalten. Da eine dicke Wolkenschicht ihre Oberfläche verhüllt, so
hat sich ihre Rotationsdauer noch nicht feststellen lassen; sie beträgt entweder
fast einen Erdentag oder fällt mit der Umlaufszeit von 225 Tagen zusammen.
In letzterem Falle würde auch Venus der Sonne stets dieselbe Halbkugel zu-
wenden. An ihren Polen scheinen gewaltige, schneebedeckte Gebirgshäupter
bis über die Wolkenmassen emporzuragen.
3. Die Erde, der erste von einem Monde begleitete Trabant der Sonne,
zeigt seine Abhängigkeit von dem Eentralgestirn des Planetensystems nicht
nur in dem Wechsel der Tages- und Jahreszeiten und in den atmosphärischen
Erscheinungen, sondern auch in den erdmagnetischen Schwankungen und dem
Auftreten der Polarlichter. Nach Ausweis der Magnetnadel ist die Erde ein
riesiger Magnet, dessen magnetischer Zustand in beständigen Schwankungen
und Veränderungen begriffen ist. Es wechseln nicht nur die täglichen und
jährlichen regelmäßigen Bewegungen der Magnetnadel, entsprechend dem schein-
baren täglichen Umlauf der Sonne und dem jährlichen Umlauf der Erde,