1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Allgemeine Geographie.
I. Erdkern und Erdrinde.
D 1. Der Erdkern. Das der Forschung entzogene und deshalb nn-
bekannte Erdinnere wird von einer Anzahl Gesteinsschichten umgeben, deren
Dicke oder Mächtigkeit an sich zwar beträchtlich, im Vergleich zum Erddurch-
messer aber doch so verschwindend klein ist, daß sie mit Recht als Erdrinde
oder Schale bezeichnet werden. Als Oeean, See, fließendes Gewässer und
Wasserdunst schmiegt sich eine Wasserhülle eng an alle Unebenheiten der
Erdoberfläche, während eine vornehmlich aus Sauerstoff und Stickstoff be-
stehende Gashülle oder Atmosphäre wie ein Mantel die Erde gegen den
kalten Weltraum abschließt.
Die mittlere Dichtigkeit der Erde beträgt 5,5, d. h. der Erdball ist 51/2
mal so schwer, wie eine gleich große Wasserkugel sein würde. Da nun die
Gesteine der Erdrinde nur eine mittlere Dichte von 2,6—2,8 besitzen, so muß
das unbekannte Erdinnere weit schwerer sein und aus Stoffen bestehen, die
an Dichtigkeit dem Eisen nahekommen (7,4). Bei Tiefenbohrungen und Tunnel-
bauten hat sich gezeigt, daß mit zunehmender Tiefe die Wärme steigt, und
zwar um 1 0 C auf 30—40 m (geothermifche Tiefenstufe). Da jedoch das
tiefste Bohrloch (Schladebach bei Merseburg) nur 13/4 km, das ist etwa 1/i00o
der Entfernung zwischen Erdoberfläche und Erdcentrum, beträgt, so erlaubt
diese Wärmezunahme keinen sicheren Schluß auf den Zustand des Erdinueru.
Ebenso wenig kann man sich darauf stützen, daß alle Auswürfe und Ausflüsse
des Erdiunern (Lavamassen, Geysirwasser, heiße Quellen) eine bedeutende
Temperatur besitzen; denn es läßt sich nicht feststellen, ob ihr Ursprung im
Erdkern oder in der Erdrinde zu suchen ist. Was sich über das schwere
Erdinnere (die Barysphäre) sagen läßt, ist deshalb mehr oder weniger wissen-
schaftliche Vermutung (Hypothese). Eiue solche Hypothese nimmt an, daß der
Erdkern vollständig starr sei und zwischen ihm und der Erdkruste ein Lava-
meer brodle, das Magma oder der glutflüssige Teig, sei es in zusammen-
hängender Schicht oder in einzelnen Hohlräumen. Nach einer andern Hypothese
ist die Hitze im Centrum der Erde so groß, daß sich hier sämtliche Stoffe in