1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Küsten die Strandbrandung, an Steilufern die zerstörende Klippen-
brandnng; letztere erreicht an geeigneten Stellen ganz außerordentliche Kraft
und Höhe (bis gegen 50 m). Erdbeben und vulkanische Ausbrüche erzeugen
verheerende Stoßwellen, die sich mit gewaltiger Schnelligkeit, an Stärke
allmählich abnehmend, rings um den Erdball verbreiten.
§ 10. Die Gletschers) Gletscher entstehen überall da, wo ein größeres
Gebiet eines Gebirges in der Schneeregion liegt. Das Entstehuugs- und
Nährgebiet des Gletschers ist gewöhnlich eine muldenförmige, oft verzweigte,
von steilen Gipseln und Kämmen eingefaßte Thalweite. Der Schnee gleitet
von den Steilrändern in die Mulde, häuft sich hier und wird durch die
eigene Schwere und das ihn durchdringende Schmelzwasser zu körnigem Firn;
seine Lagerstätte heißt die Firnmulde. Aus ihr fließt der Gletscher wie
ein Brei, dessen Teilchen spröde und doch gegen einander beweglich sind, zu
Thal, allen Krümmungen des Bodens und der Thalwände eng sich an-
schmiegend. Von den Gehängen, die ihn seitlich überragen, stürzen infolge
der Verwitterung Gesteinsblöcke und Schuttmassen auf feine Ränder und
werden von ihm mitgeschleppt; diese Schuttmassen heißen Moränen. Fließen
aus zwei thalauswärts gegabelten Thälern zwei Gletscher zusammen, so bilden
die Schuttwälle der inneren Ränder eine Mittelmoräne; unter dem Gletscher
liegt die Grundmoräne. An seinem unteren Ende, wo der Gletscher abschmilzt,
setzt er seine Last als End- oder Frontmoräne in Gestalt halbkreisförmiger
Schuttwälle ab, deren Mitte durch den aus dem Gletscherthor hervor-
strömenden Gletscherbach, die „Milch der Rnnseu", durchbrochen ist; dieser
führt besonders die unter der Sohle des Gletschers entstandenen Schutt- und
Schlammmassen fort. Reichen die Gletscher, wie dies in den höchsten Breiten
vorkommt, bis an das Meer, so schiebt sich ihr Stirnende in das Wasser,
wird von diesem, weil leichter, gehoben und bricht endlich ab: der, Gletscher
„kalbt". Die Mehrzahl der durch die Polarströmuugeu mitgeführten Treib-
eismaffen entstammt den nordischen Gletschern. — Gegenden, welche früher
von Gletschern bedeckt waren, verraten dies durch die Gletscherschliffe, ge-
kritzte und geschrammte Geschiebe oder Stellen des Grundgebirges, und die
Riesenkessel oder Strudellöcher, welche durch die strudelnde Bewegung der
Gletscherwasser mit Hilse von Reibsteinen in dem harten Fels ausgehöhlt
sind, jedoch auch durch andere fließende Gewässer erzeugt werden können. —
Der nicht zu Gletschereis verwandelte Schnee der Hochgebirge schmilzt ent-
weder oder stürzt in Form mächtiger, oft verheerender Lawinen bergab.
H 11. Die Lufthülle. So wenig wie die Grenzen der Erdrinde gegen
den unbekannten Erdkern, lassen sich die Grenzen der atmosphärischen Lufthülle
*) Eine schöne Schilderung der Gletscher und der Staublawinen in dem Gedicht:
„Gletscherfahrt", aus den „Bergpsalmen" von Victor von Scheffel.