1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Iii. Die oberrheinische Tiefebene.
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liehen Höhe von etwa 400 m. Manchen schönen Wasserfall bildend,
eilen muntere Bäche und Flüsse den Strömen zu. Üppige Feldfluren
wechseln mit Obst- und Weingeländen, zahlreiche Dörfer und kleine
Städte einschliefsend. Überall treten altersgraue, Sagenreiche Burgen
und Schlofstrümmer dem Wanderer entgegen. Das Gebirge hat nicht
nur einen ausgedehnten Bestand an Nadelholz, sondern besitzt auch
manchen herrlichen Laubwald. Die Hügelkette des Schwarzwaldes
wird in drei Gruppen eingeteilt: Das Rheinthal begrenzen die Vor-
berge, die mit Laubwald bestanden sind und in Obstgärten und
Rebenhainen prangen. Edle Kastanien und Wallnüsse gedeihen hier
in vorzüglicher Güte. Hinter diesen Vorbergen zieht sich die Mittel-
region hin, deren Hauptzier in prächtigen Tannenforsten besteht. In
den Thälern wachsen Ahorn, Buche, Esche und Birke, und die
Wiesen sind mit dem üppigsten Graswuchse bedeckt. In der höchsten
Region findet man nur noch etwas Hafer und Dinkel.
Das Holz bildet den Hauptschatz, den der Schwarzwälder
besitzt. Die marktfähigen Tannenstämme, die ein vortreffliches
Material für den Häuser- und Schifibau gewähren, werden von den
Holzarbeitern gefällt und zum Teil durch die Bäche dem Rheine zu-
geflöfst. Hier werden sie meist zu großen Flöfsen vereinigt, die dann
den verschiedenen deutschen Rheinhäfen, oder aber dem holzarmen
Holland zutreiben. Der gröfsere Teil wird im Lande selbst ver-
arbeitet. Große Sägemühlen, die sich die ungeheure Wasserkraft der
Bäche und Flüsse zu nutze machen, schneiden die Stämme zu Brettern
und Balken, die den vielen Dörfern und Städten als Bauholz zugehen.
Sehr entwickelt ist das H olz-Kleingewerbe, dessen wichtigste
Erzeugnisse in Kübeln, Küchengeräten, Schachteln, Bürsten und pracht-
voll geschnitzten Figuren bestehen. Weltbekannt ist die seit dem
17. Jahrhundert dort heimische Uhrenindustrie. Die ersten Uhren,
die man verfertigte, waren die höchst unvollkommenen Waaguhren.
Erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dieses Gewerbe
zu einer wahren Volksindustrie, als man begann, statt der Waag-
uhren die besseren Pendeluhren zu verfertigen. Auch sie wurden
später dadurch vervollkommnet, dafs man die hölzernen Räder durch
messingene mit eisernen Betriebswellen ersetzte; zudem stattete man
sie von aufsen geschmackvoller aus und baute sie in allen Gröfsen.
Die Blütezeit der Uhrenfabrikation fällt in die Jahre von 1810 bis
1830. Eine gewaltige Förderung brachte die vom Staate gegründete
Uhrmacherschule zu Furtwangen, die namentlich zu einer voll-
kommeneren Bauart antrieb. Zahlreich sind die Arten von Uhren,
die im Schwarzwalde erzeugt werden : Wand-, Stand-, Gewicht- und
Federuhren, kunstvoll gearbeitete Stutzuhren ünd Regulatoren, die sich
durch ihre pünktliche Genauigkeit besonders auszeichnen. Aus den
kleinen Bergdörfern gehen Kisten auf Kisten mit Uhren gefüllt in
alle Lande. In diesem Orte werden Zifferblätter in allen Gröfsen
geschnitzt, dann lackiert und zum Schlufs bemalt, in jenem werden