1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
78
Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
Weit bessere Ware erzielt man durch das Knetverfahren. Wo
die Moormasse so weich und schlammig ist, dafs der Spaten nicht
benutzt werden kann, wird sie durch Netze herausgefischt. Nachdem
man sie durch Kneten und Treten geschmeidig gemacht hat, giebt
man ihr die gewünschte Form und stellt sie zum Trocknen auf.
Dieser Torf ist wertvoller als der Stichtorf, denn er ist dichter, nimmt
weniger leicht Wasser auf und giebt beim Veibrennen mehr Wärme.
Manchmal läfst man dem Kneten noch das Pre fsverfahren folgen,
um den Rauminhalt der Torfstücke noch mehr zu verringern, was
aber den Nachteil zur Folge hat, dafs die in allen Poren geschlossene
Oberfläche die Verdunstung des Wassers sehr erschwert.
Nach einem andern Verfahren bringt man die schlammige Torf-
masse in große Behälter, worin sich der Torf als Bodensatz ablagert.
Nun wird das Wasser abgezapft, worauf der sogenannte Schlämni-
tori in regelmäfsige Stücke zerschnitten und im weiteren wie der
Prefstorf behandelt wird.
Das Trocknen geschieht nicht nur an der Luft, sondern auch
in eigens dazu eingerichteten Öfen; doch hat sich dieses Verfahren
als weniger vorteilhaft bewährt, weil der so getrocknete Torf teurer
wird und die Eigenschaft besitzt, aus feuchter Luft Wasser aufzu-
saugen.
Wo der Spaten zur Förderung nicht mehr ausreicht, tritt die
Torfstechmaschine in Kraft, die, obwohl sie zu ihrer Bedienung
nur 2 Arbeiter notwendig macht, täglich etwa 2000 Kubikfufs Masse
fördern kann.
Der Torf ist für viele Gegenden von ungeheurer Bedeutung.
Man h^t berechnet, dafs 4 kg Torf dieselbe Wärme erzeugen wie
i kg Steinkohlen. So kann er denn in kohlenarmen Gegenden diese
aufs beste ersetzen. Auch zur Heizung der Lokomotive ist er mit
Erfolg benutzt worden, z. B. auf der Strecke zwischen Rosenheim
und Salzburg, wobei nicht nur eine bedeutende Ersparnis an Heiz-
material, sondern auch eine große Schonung der Maschine schwer
ins Gewicht fällt, da es dem Torf an jenen Bestandteilen mangelt,
die dem Eisenwerk so gewaltig schaden, an Phospor und Schwefel
Die Asche des Torfes ist leicht und pulverförmig und fällt ab, ohne
das Feuer weiter zu beeinträchtigen; von der Steinkohle hingegen
erhält man oft eine Schlacke, die für den aufsteigenden Luftstrom
eine undurchdringliche Masse bildet.
In geringerem Mafse gebraucht man den Torf zur Bereitung
von Leuchtgas, Paraffin, Mineralöl und Filtern. Gröfsere Verwendung
findet er als Streu- und Desinfektionsmittel, äuch wird er wegen seiner
Porosität zur Geruchloshaltung von Aborten und als Viehstreu gerne
benutzt. Die Asche ist ein wertvolles Düngemittel (Moorbrennen).
In Schweden, wo sich die Torfindustrie besonders in den letzten
Jahren sehr gehoben hat, findet dieses Brennmaterial zum Trocknen
des Holzes ausgedehnte Verwendung; aber auch zum Schmelzen der