1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseekiiste. 83
Die S chichau sehen Werften von Elbing sind weltberühmt und
liefern die besten Kanonenboote. In dem hochindustriellen Bredow,,
dem Nachbarorte Stettins, befinden sich die grofsartigen Werftanlagen
der Aktiengesellschaft Vulkan, auf denen die meisten deutschen
Kriegsschiffe erbaut werden. Würdig reihen sich diesen Anlagen
jene der Germania in Kiel zur Seite.
Die deutsche Schiffbau - Industrie hat in der neueren
Zeit einen geradezu überraschenden Aufschwung genommen. Seit
einer Reihe von Jahren setzt das deutsche Reich gewaltige Rüstungen
der Flotte und Küstenverteidigung ins Werk, die nicht allein der
Schiftbau-Industrie, sondern auch den damit verbundenen anderen
Gewerben, besonders der Eisenindastrie eine aufsergewöhnlich reich-
liche und lohnende Beschäftigung gewähren. Auf den Ostseewerften
sind in den letzten Jahren sehr beträchtliche Bestellungen von Öster-
reich, Schweden, Norwegen, der Türkei, China, Brasilien und nament-
lich auch von Japan und Rußland ausgeführt worden. In den letzten
4 Jahren wurden an jene Mächte 24 Kriegsschiffe abgeliefert, und
nicht weniger als 22 sind noch in Arbeit. Durch den Bau fremder
Kriegsschiffe fiiefsen den deutschen Werften Jahr um Jahr viele
Millionen fremden Geldes zu, die einmal der deutschen Industrie zu
gute kommen, zum andern Tausenden deutscher Arbeiter regelmäfsige
und lohnende Beschäftigung gewähren. Der Wert obiger 46 Kriegs-
schiffe wird rund auf 100 Millionen M veranschlagt.
5. Güteraustausch. Da die Erwerbsverhältnisse zu gleichartig
sind, konnte sich ein reger Binnenhandel nicht entwickeln, um so be-
deutender ist der Welthandel, der vorzugsweise die nordischen Staaten
in Betracht zieht. Vermittler dieses Handels ist
Die Ostsee.
Sie umfafst bei einer Länge von 1500 km ungefähr 410 000 qkm
Wasserfläche. Ihre geringe Breite (180 — 360 km) und Tiefe
(durchschn. 67 m) einerseits, sowie die flachen preufsischen und die
meist felsigen schwedischen Küsten andrerseits, vor allem aber die
häufig eintretenden Wechsel der Winde und die schweren Stürme
machen die Schiffahrt äufserst gefahrvoll und schwierig, obwohl die
Wellen an sich minder gewaltig und furchtbar sind als die der Nord-
see. Hierzu kommt noch, dafs namentlich ihr Osten und Norden
4—5 Monate hindurch wegen Eisbildung nicht befahren werden
können.
Gleichwohl wird sie von vielen Schiffen durchfurcht und hat
zum Teil regelmäfsige Dampferverbindungen nach allen wichtigen
Häfen und Handelsplätzen ihrer Küste, die unter sich wieder durch
Küstenbahnen in Verbindung stehen.
Der Eiderkanal, der an der Ostsee bei Friedrichsort seine Ein-
fahrt und in der Nordsee bei Tönning seine Mündung hat, war bis
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