1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseeküste. 87
der Menge nach weit hinter den vorigen Häfen zurücktritt, hat so-
wohl in den wenig wohlhabenden, wirtschaftlich noch lange nicht ge-
nügend erschlossenen und nur ackerbautreibenden Hinterländern seinen
Grund, als auch darin, dafs es in der Anwendung zeitgemäfser tech-
nischer Verkehrsmittel weit zurückgeblieben ist. Erst in den letzten
Jahren hat es sich in entschiedener Weise der Dampfschiffahrt zu-
gewandt und mehr für zuverlässige Dampferverbindungen Sorge getragen.
Der Vorhafen dieses Reedereiplatzes ist Neufahrwasser. Von den 1577
Seeschiffen (546818 R.-T.), die 1898 anliefen, brachten die meisten
Kolonialwaren, Eisen und Eisenwaren, Petroleum, Kohlen, Heringe,
Salz und Gewürze. Diese Waren wurden zumeist den Hinterländern
Westpreufsen, Hinterpommern, Posen und Polen zugeführt. Die Aus-
fuhr, der 1471 Schiffe (489437 R.-T.) dienten, umfafste meist
Getreide und Holz und richtete sich vornehmlich nach England,
Holland, Belgien und Frankreich.
Kiel steht in 4. Reihe und hat also Königsberg seinen Platz
streitig gemacht. Es liegt an der geräumigen, etwa 8 m tiefen Kieler
Föhrde, die, da sie sowohl gegen Seegang als auch gegen Wind ge-
schützt liegt, Deutschlands bester Naturhafen ist und für Kanonen-
boote, Panzerschiffe und Torpedos ein weites Übungsfeld bietet. Schon
zur Zeit der Hansa wichtig (Kieler Umschlag), liegt heute seine große
Bedeutung einmal in seiner Ausfuhr von deutschen und dänischen
Waren, als deren wichtigste die des Ackerbaues und der Viehzucht,
vor allem Fische (Sprotten und Bückinge), Kohlen, Holz und Wein
genannt werden müssen, dann aber in seinen Marine-Anlagen, die
Kiel zum ersten Ostseekriegshafen Deutschlands machen. Seine Lage
am Ende des wirtschaftlich so bedeutungsvollen Kaiser-Wilhelm-
Kanals, sowie an der großen Eisenbahn-Verkehrsstrafse Paris, Lüttich,
\ enlo, Münster, Bremen, Hamburg, Kiel nach Dänemark und Schweden
sichert ihm eine glänzende Zukunft.
Als letzten wichtigen deutschen Ostseehaven haben wir Königs-
berg zu betrachten. Infolge der Abnahme des Handelsverkehrs mit
Rußland war Mitte der siebziger Jahre sein Warenumsatz sehr ge-
sunken, der aber heute wieder im Steigen begriffen ist. Da es wegen
der geringen Tiefe des Haffs von den gröiseren Seeschiffen nicht er-
reicht werden kann, legen diese in Pillau am Ausgange des frischen
Haffs (Pillauer Tief) an; diese Stadt ist durch eine Eisenbahn mit
Königsberg verbunden. In beiden Häfen zusammen gingen 1898:
1763 Schiffe vor Anker (493148 R.-T.), die zumeist aus Rußland:
Holz, Getreide, Öl und Ölsamen, Flachs, Hanf und Viehprodukte
einführten, Waren, die dann mit der Bahn oder auf dem Wasser-
wege den groisen deutschen Verbrauchsgebieten zuströmten. Der
Ausfuhr dienten 1703 Fahrzeuge (474582 R.-T.), die Steinkohlen,
Salz, Eisen und Maschinen, Baumwolle und Kolonialwaren meist nach
Rußland, dann aber auch seinem Hinterlande zuführten. Wenn
trotz der strengsten Beobachtung und Anwendung aller neuzeitiger