1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Zweiter Teil. Gesamt-Rückblik.
von ihnen jährlich verschwinden. Kaum 25°/0 des deutschen Bodens-
hat noch Waldbestand. Mufs sich einem da nicht der Gedanke auf-
drängen, dafs der Ackerbau dem Walde gegenüber schon viel zu weit
vorgedrungen ist, und dafs ähnlich wie in Spanien und auf Sicilien
der Mangel an Wald für Klima und Bodenfruchtbarkeit verhängnis-
volle Folgen nach sich ziehen wird? Grofs ist der Einflufs der
Wälder auf die Wolkenbildung; denn der lockere Waldboden wirkt
wie ein Schwamm, der eine ungeheure Menge von Feuchtigkeit fest-
zuhalten vermag und durch Ausdünstung an die Luft vieles wieder
abgiebt, was ihm die Niederschläge brachten. Durch diese Wechsel-
beziehung regelt er nicht allein sein eigenes Gedeihen, sondern auch
das seiner näheren und ferneren Umgebung. Wie manche Strecken
unsrer deutschen Mittelgebirge, die, urbar gemacht, nur einen ganz
kärglichen Ertrag an Hafer und Kartoffeln bieten und wegen einer
zu dichten Bevölkerung eine Armut aufweisen, wie sie selbst in
manchen Heidegegenden nicht anzutreffen ist, trügen besser noch
ihren grünen Blattschmuck! Erfreulicherweise ist man seit den letzten
Jahrzehnten zur Einsicht gelangt und heute überall eifrig bemüht,,
unsern jetzigen Waldbestand zu schonen und zu mehren.
Von der gesamten Forstfläche des deutschen Reiches fallen
65% auf Nadel- und 35% au^ Laubholz. Unter dem Nadel-
holz überwiegt die Kiefer, die besonders in sandigen Gegenden ge-
deiht. (nenne . solche!) Fichten und Tannen krönen die Gipfel
der Gebirge (Beispiele!), während die Buche die thonigen Gegenden
Norddeutschlands oder die unteren Abhänge der Erhebungen schmückt..
Die Eichen, die in seltener Schönheit ,,fest und unerschütterlich"
als Sinnbild deutscher Kraft emporwachsen, zieren besonders die
kiesigen Gaue des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges, des Spessarts
und des Odenwaldes. Bedeutend sind endlich die Bestände an ge-
mischten Laubhölzern.
Ungefähr 82 Millionen cbm Holz werden alljährlich in Deutsch-
land verbraucht und zwar zu gleichen Teilen als Nutz- und Brenn-
holz. Namentlich hat sich der Bedarf an jenem durch die aufge-
blühten Industrieverhältnisse derart gesteigert, dafs im Jahre 1899 an
rohem und gesägtem Bau- und Nutzholz für 273 Millionen M
eingeführt werden mufste. Diesen Bedarf decken wir zum gröfsten
Teil durch Einkauf in Rußland (100 Millionen M), Österreich-
Ungarn (100 Millionen M), in Schweden (41 Millionen M) und
in den Vereinigten Staaten von Amerika (21 Millionen M). Genannte
Länder weisen alle einen ungeheuren Holzbestand auf. An erster
Stelle steht das zu Rußland gehörige Grofsfürstentum Finnland mit
57°/0 seiner Bodenfläche, es folgen Schweden mit 45%, Rulsland
mit 40% und Österreich-Ungarn mit 32°/0.
a) Der größte Teil der deutschen Bodenfläche (68°/0) wird von der
Landwirtschaft benutzt, die überall mit Umsicht und grofsem Ver-
ständnis betrieben wird, obwohl der Boden wegen seiner mannig-