1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 159
und Kind. „Er besingt sie in seinen Liedern; er ahmt in seinen Tänzen
ihre Bewegungen nach. Keine Arbeit ist dem Herero für sein geliebtes
Vieh zu schwer: im Sonnenbrande holt er oft, wer weiß woher, aus der
„Pütz" das Wasser, und hat sich einmal ein Tier verlaufen, so sucht er es
tage- und wochenlang. Nur schwer ist er zu bewegen, ein Rind zu ver-
kaufen, und tut er es doch für Gewehr und Munition, so handelt er mit
aller Zähe darum." Tie Hereros leben weit zerstreut in den großen Ge-
bieten; sie wohnen in ihren „Pontoks", das sind bienenkorbähnliche Hütten,
die aus Geflecht hergestellt und mit einem Gemisch von Kuhdünger und
Lehm bestrichen sind. Mehrere Pontoks bilden eine „Werft".
Groß-Namaland bewohnen die Hottentotten. Sie sind klein und
häßlich und siehen an Körperkraft den Hereros nach, von denen sie sich auch
durch ihre schmutziggelbe Hautfarbe und ihre schiefgestellten Augen unter-
scheiden. Sie wohnen auch in bienenkorbähnlichen Hütten, die aus gebogenen
Zweigen errichtet werden und mit Lehmpatzen, geflochtenen Matten oder
Fellen bedeckt sind. „Etwa 10—15 Hütten, im Kreise um einen freien
Platz geordnet, bilden ein Dorf oder einen Kral." Dieser „Kral" ist ge-
wöhnlich zum Schutz gegen Raubtiere mit einer dichten Dornenhecke um-
umgeben. Wie die Herero sind auch die Hottentotten Viehzüchter und
züchten insonderheit Ziegen und Fettschwanzschafe.
Die Hottentotten zerfallen in verschiedene Stämme, unter denen die Wit-
bois und die Bondelzwarts die bedeutsamsten sind. Obwohl sie später in das
Gebiet einwanderten als die Hereros, gelang es ihnen doch nach harten Kämpfen
sich zu Herren des ganzen Landes zu machen. Vor ungefähr 50 Jahren aber
befreiten sich die Hereros von der Hottentottenherrschaft und seitdem lebten
beide Volksstämme in beständiger Fehde. Als aber Deutschland von dem
Lande Besitz ergriffen hatte und seine Herrschast mehr und mehr auszu-
dehnen und zu befestigen suchte, schlössen die Herero freiwillig mit ihren
Erbfeinden, den Hottentotten, Frieden. Da dieses Bündnis gegen die deutsche
Herrschaft gerichtet war, so suchte Hauptmann von Franyois die Witbois mit
Waffengewalt zu unterwerfen. Doch der Versuch mißglückte. Da wollte
man auf friedlichem Wege die Eingeborenen gewinnen. Major Leutweiu
schloß mit den Witbois Frieden und es schien, als ob dadurch der Boden
für eine friedliche Erschließung des Schutzgebietes geebnet sei. „Deutsche Au-
siedler, teils Viehzüchter, teils Händler, kamen in steigender Zahl ins Land.
Militärstationen wurden gegründet, Hafen- und Eisenbahnanlagen geschaffen,
der Waffenhandel durch eine verschärfte Beaufsichtigung eingeschränkt —
kurz, die deutsche Herrschaft schien sich in einer Weise zu befestigen, daß
selbst viele frühere Gegner dieser friedlichen Politik zu ihren überzeugten
Anhängern wurden und auch langjährige Kenner von Land und Volk sich
täuschen ließen. Die Kolonie nahm einen sichtbaren Aufschwung." Doch diese
kolonisierenden Bestrebungen griffen tief in das Leben und die Gewohnheiten
der Eingeborenen ein, und bald sahen diese sich in ihrer Freiheit und Un-
abhängigkeit bedroht. „Unter der scheinbaren äußeren Ruhe entwickelte sich
gegen die fremden Eindringlinge eine Mißstimmung, die nur auf einen Anlaß
und eine günstige Gelegenheit zum gewaltsamen Ausbruch lauerte."
Zehn Jahre waren seit dem Friedensschluß zwischen Hottentotten und