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1. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 159

1908 - Langensalza : Beyer
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 159 und Kind. „Er besingt sie in seinen Liedern; er ahmt in seinen Tänzen ihre Bewegungen nach. Keine Arbeit ist dem Herero für sein geliebtes Vieh zu schwer: im Sonnenbrande holt er oft, wer weiß woher, aus der „Pütz" das Wasser, und hat sich einmal ein Tier verlaufen, so sucht er es tage- und wochenlang. Nur schwer ist er zu bewegen, ein Rind zu ver- kaufen, und tut er es doch für Gewehr und Munition, so handelt er mit aller Zähe darum." Tie Hereros leben weit zerstreut in den großen Ge- bieten; sie wohnen in ihren „Pontoks", das sind bienenkorbähnliche Hütten, die aus Geflecht hergestellt und mit einem Gemisch von Kuhdünger und Lehm bestrichen sind. Mehrere Pontoks bilden eine „Werft". Groß-Namaland bewohnen die Hottentotten. Sie sind klein und häßlich und siehen an Körperkraft den Hereros nach, von denen sie sich auch durch ihre schmutziggelbe Hautfarbe und ihre schiefgestellten Augen unter- scheiden. Sie wohnen auch in bienenkorbähnlichen Hütten, die aus gebogenen Zweigen errichtet werden und mit Lehmpatzen, geflochtenen Matten oder Fellen bedeckt sind. „Etwa 10—15 Hütten, im Kreise um einen freien Platz geordnet, bilden ein Dorf oder einen Kral." Dieser „Kral" ist ge- wöhnlich zum Schutz gegen Raubtiere mit einer dichten Dornenhecke um- umgeben. Wie die Herero sind auch die Hottentotten Viehzüchter und züchten insonderheit Ziegen und Fettschwanzschafe. Die Hottentotten zerfallen in verschiedene Stämme, unter denen die Wit- bois und die Bondelzwarts die bedeutsamsten sind. Obwohl sie später in das Gebiet einwanderten als die Hereros, gelang es ihnen doch nach harten Kämpfen sich zu Herren des ganzen Landes zu machen. Vor ungefähr 50 Jahren aber befreiten sich die Hereros von der Hottentottenherrschaft und seitdem lebten beide Volksstämme in beständiger Fehde. Als aber Deutschland von dem Lande Besitz ergriffen hatte und seine Herrschast mehr und mehr auszu- dehnen und zu befestigen suchte, schlössen die Herero freiwillig mit ihren Erbfeinden, den Hottentotten, Frieden. Da dieses Bündnis gegen die deutsche Herrschaft gerichtet war, so suchte Hauptmann von Franyois die Witbois mit Waffengewalt zu unterwerfen. Doch der Versuch mißglückte. Da wollte man auf friedlichem Wege die Eingeborenen gewinnen. Major Leutweiu schloß mit den Witbois Frieden und es schien, als ob dadurch der Boden für eine friedliche Erschließung des Schutzgebietes geebnet sei. „Deutsche Au- siedler, teils Viehzüchter, teils Händler, kamen in steigender Zahl ins Land. Militärstationen wurden gegründet, Hafen- und Eisenbahnanlagen geschaffen, der Waffenhandel durch eine verschärfte Beaufsichtigung eingeschränkt — kurz, die deutsche Herrschaft schien sich in einer Weise zu befestigen, daß selbst viele frühere Gegner dieser friedlichen Politik zu ihren überzeugten Anhängern wurden und auch langjährige Kenner von Land und Volk sich täuschen ließen. Die Kolonie nahm einen sichtbaren Aufschwung." Doch diese kolonisierenden Bestrebungen griffen tief in das Leben und die Gewohnheiten der Eingeborenen ein, und bald sahen diese sich in ihrer Freiheit und Un- abhängigkeit bedroht. „Unter der scheinbaren äußeren Ruhe entwickelte sich gegen die fremden Eindringlinge eine Mißstimmung, die nur auf einen Anlaß und eine günstige Gelegenheit zum gewaltsamen Ausbruch lauerte." Zehn Jahre waren seit dem Friedensschluß zwischen Hottentotten und
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