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1. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 293

1908 - Langensalza : Beyer
1. Das Australfestland. 293 In erster Linie ist der bevorzugte Südosten des Landes von den Ein- Wanderern besiedelt worden. Hier haben sich in kurzer Zeit Sidney und Melbourne zu blühenden Großstädten entwickelt, von denen eine jede über 500 000 Einwohner zählt. Außer diesen ist an der Ostküste von Queens- land Brisbane emporgeblüht und zählt bereits 126 000 Bewohner, während im Süden am St. Vincent-Golf Adelaide zu einer Großstadt von 171000 Einwohnern sich entwickelt hat. Die übrigen Teile des Landes, sind bis jetzt nur wenig besiedelt worden. Während das Innere von den Kolonisten bisher vollständig gemieden worden ist, sind an der Nord-, West- und Süd- Westküste einzelne Siedelungen entstanden, die sich im Aufblühen befinden. Die Bodenkultur hat infolge der Regenarmut bis jetzt nur geringe Fortschritte gemacht und beschränkt sich in der Hauptsache auf den Südosten und die Insel Tasmanien. Die ganze Fläche, die man bis jetzt dem Acker- bau dienstbar gemacht hat, kommt an Größe ungefähr der Rheinprovinz gleich. Doch schätzt man die verwendbare Fläche, die man durch künstliche Bewässerung nach und nach dem Ackerbau dienstbar machen kann, auf 2 Mill. qkm. (Vergleich mit Deutschland!) Man baut unsere Getreidearten, besonders Weizen, Reis, Mais, Zuckerrohr, Wein und Obst. Die Getreide- und Obstproduktion überschreitet den einheimischen Bedarf, so daß bereits große Mengen ausgeführt werden können. Viel wichtiger als der Ackerbau ist die Viehzucht. Ausgedehnte Strecken sind derselben bereits dienstbar gemacht worden, und noch können weite Gebiete von ihr ausgenutzt werden, so daß ungefähr 2/5 des Landes, und zwar das ganze Land östlich des Eyre-Sees, in ein großes Viehzuchtgebiet umgewandelt werden kann. Australien gehört heute schon zu den Vieh- reichsten Ländern. Besonders weit verbreitet ist die Schafzucht. Das Schaf, welches bei dem kärglichen Futter gut gedeiht und tagelang, bei Grünfutter wochenlang des Wassers entbehren kann, ist das richtige Haustier für den wasserarmen Erdteil. Die Zahl der Schafe wird auf 100 Mill. geschätzt. Gewaltige Schas-Farmen, auf deueu nicht selten mehr als 100000 Schafe von einem einzigen Sqnatter (Herdenbesitzer) gehalten werden, finden sich in den ausgedehnten Grasländern des Tieflands. Infolgedessen hat sich auch die Wollproduktion in großem Maße entwickelt, sie beträgt jährlich 250 Mill. kg. Australien ist darum das erste Wollland der Erde. Mit Recht kann deshalb aus Australien das spanische Wort Anwendung finden: „Schafe haben goldene Füße, und wo sie hintreten, verwandelt sich die Erde in Gold." Außer der Wolle wird aber auch das Hammelfleisch (in ge- frorenem Zustande) in großen Mengen ausgeführt. Neben der Schafzucht wird auch die Rinderzucht stark betrieben, so daß man bereits jetzt gegen 12 Mill. Rinder zählt. Butter und Leder gelangen deshalb in großen Mengen zur Ausfuhr. Auch die Pferdezucht ist im Wachsen und die Zahl der Pferde beläuft sich bereits auf 2 Mill. Einen großen Aufschwung hat der Bergbau genommen. In Viktoria, Queeusland und Westaustralien sind eine große Anzahl von Goldminen in Betrieb, die eine reiche Ausbeute liesern. Sie beträgt jährlich gegen 130 000 kg. Die jährliche Ausbeute an Silber dagegen beträgt ungefähr das Dreifache.
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