1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Weitere Einführung in das Verständnis des Reliefs, des
Globus und der Karten.
A. Relief.
Wie der spielende Knabe aus feuchtem Sande Mauern und Festungen
baut, so vermögen geschicktere Hände auch Hügel und Berge, ja ganze
Gebirgszüge und Länder der Statur getreu, aber selbstverständlich sehr
verkleinert, nachzubilden. Solche Nachbildungen nennt man Reliefs.
Hoch- und Tiefebenen erscheinen auf Reliefs flach, Thäler, Flüsse und
Seeen vertieft, Hügel, Berge und Städte erhaben. Auch ein Blinder
würde durch Fühlen mit den Fingern leicht alle so dargestellten Gebilde
der Erdoberfläche unterscheiden können.
Das Relief bietet das allergetreuste Abbild eines Gegenstandes. Die Her-
stellnng eines Reliefs ist jedoch eine nicht leichte Arbeit, und es ist auch viel Raum
erforderlich, um ein nur mäßig großes Relief aufzubewahren. Deshalb und noch
aus anderen Gründen sind bis jetzt nur selten ganze Länder so dargestellt worden,
häufiger aber einzelne Teile von Ländern, z. B. Gebirgsgruppen. Man verfertigt
die Reliefs aus Gips oder besonders zubereiteter Pappmasse oder auch aus starkem,
festem Papier. In letzterem Falle entstehen Reliefkarten.
Da der Maßstab notwendig ein kleiner bleiben muß, so werden selbst mächtige
Berge auf einem naturgetreuen Relief winzig klein erscheinen. Der über 1100 m
hohe Brocken wird beispielsweise nur etwa 1 cm hoch, wenn der ganze Harz als
Relief von 1 m Länge und 33 cm Breite dargestellt wird.
Man kann sich leicht davon überzeugen, wie geringfügig eine solche Erhebung
ist, wenn man z. B. auf eine Fläche von der angegebenen Größe ein Steinchen
legt, das 1 cm hoch ist, und dann Sand oder lockere Erde um dasselbe schüttet.
So sieht man deutlich, daß auch die gewaltigsten Gebirge, die wir kennen, im
Vergleich zum ganzen Erdkörper verschwindend niedrig sind und kaum so hervor-
treten wie die Runzeln auf einer Apfelsine.
Um nun aber die Bodenerhebungen überhaupt hinreichend sichtbar zu
gestalten, ist man bei der Nachbildung eines nur einigermaßen ausge-
dehnten Abschnittes der Erdoberfläche gezwungen sie höher darzustellen,
als sie verhältnismäßig sein dürften. Man nennt das „überhöhen" oder
„die Höhe übertreiben", nämlich im Verhältnis zur Länge und Breite.
Man denke sich nun ein Relief in der Mitte von oben nach unten durchgeschnitten
und die eine Hälfte weggenommen, so daß die ganze Schnittfläche sichtbar ist.
Man hat dann einen Längsschnitt oder Querschnitt (oder ein Profil).
Es giebt solche Reliefs, welche man in der Mitte auseinandernehmen kann.
Wir können uns aber einen Längs- oder Querschnitt auch mit folgenden Figuren
veranschaulichen.