1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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wachsender Dichtigkeit um seine eigene Achse drehte und mit der steigenden
Verdichtung immer heißer, glühender wurde.
Alle Theile eines Körpers üben eine Anziehungskraft auf einander aus,
und diese wirkt am stärksten im Mittelpunkte desselben (Centralanziehuug);
jede dem Mittelpunkte ferner liegende Schicht hatte bei der Axendrehnng
eine um so größere Bewegung, die endlich an den äußersten Schichten, auf
welche die Centralanziehuug minder stark wirkte, deren Theile aber unter
sich doch auch wieder einander anzogen, die Loslösung einiger Massen des
nebelartigen Körpers zu einem oder mehreren Ringen zur Folge hatte
(Centrifngalkraft), welche sich dann selbst, nachdem der Ring (oder die Ringe)
zerrissen, zu kugelförmigen, gleichfalls rotirenden Körpern formten und als
Planeten den Centralkörper, die Sonne, umkreisten. So unsere E^de, die
ihrerseits denselben ersten Entwickluugsproceß durchmachte und durch Ab-
stoßung eines solchen „Wulstringes" dem Monde seine Entstehung gab. Durch
allmälige Abkühlung bildete sich ein Wasserniederschlag, das Urmeer, aus
diesem nach und nach die sesten Bestandtheile der Erde, zuerst jedenfalls nur
in zerstreuten Inseln sich über das Wasser erhebend, beide umgeben von der
gasförmigen Hülle. Durch das unmittelbare Aufeinanderwirken der gas-
förmigen, tropfbar flüssigen und festen Materie (Aggregatformen) entstanden
die ältesten geschichteten Gebirgsarten, in denen Kalk, Thon und Sand vor-
herrschen. Das im Innern fort und fort thätige Feuer x) zerriß aber noch
oft die entstandene Rinde und ließ die jüngeren Gebirge, Granit, Porphyr,
Basalt hervortreten. Nicht weniger als der Thätigkeit des Meeres und des
Feuers verdankt jedoch sicher die Erde ihre jetzige Form und Beschaffenheit
chemischen Prozessen. Allmälig, wie die Erde selbst sich bildete, entwickelte
sich auf derselben das organische Leben, die Pflanzen- und Thierwelt.
Feuer und Wasser sind also vorzugsweise die Kräfte gewesen, welche der
Erdoberfläche ihre jetzige Gestalt gegeben haben, und beider bildende Thätig-
keit dauert noch heute fort. Von dem Vorhandenfein des unterirdischen
Feuers geben die noch hie und da thätigen feuerspeienden Berge, „die
Ventile der Erde" Kunde, für deren Thätigkeit das Waffer ein wesentlich
mitwirkender Factor ist1), so wie die Erdbeben, welche entstehen, wenn
durch die innere Glut Wasser in Dämpfe verwandelt wird, deren furchtbare
Gewalt die Erdoberfläche oft weithin erschüttert. Diese Thätigkeit des
inneren Feuers ist es, die hier Strecken Landes versinken läßt, dort andere,
1) Allgemeine Zustimmung hat indessen diese Theorie keineswegs gefunden.
Professor Thomson hat in den Proceeclings of the Royal Society eine Abhandlung
veröffentlicht, in welcher er die Hypothese der Geologen, daß die Erde nur eine feste
Kruste von 30 — 100 englischen Meilen Stärke besitze, im Innern aber aus einer ge-
schmolzenen Masse bestehe, für irrig erklärt und dagegen behauptet, daß das Erdinnere
fester als Stahl sein müsse, weil die Erscheinungen der Ebbe und Flut unter der
Attraetion der Sonne und des Mondes bei einem flüssigen Erdinnern ganz andere
sein müßten, als sie jetzt zu beobachten sind.
**) Alle Vulkane liegen in der Nähe des Meeres. Nur zwei im Innern Asiens
sind weiter als 50 Meilen vom Meere entfernt. Den größten Herd vulkanischer
Thätigkeit bildet die Küsteneinfassung des großen Oeeans.