1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 17. Pflanzen- und Thierleben.
Je wärmer und feuchter das Land, desto üppiger die Vegetation
(Pflanzenleben). Dies gilt am meisten von Amerika. Wer hat nicht schon
von der alle Vorstellung hinter sich lassenden Ueppigkeit der Urwälder
Süd-Amerikas gehört (s. Süd-Amerika). Nirgends in der Alten Welt giebt
es Urwälder in diesem Sinne, wenn auch ausgedehnte Waldungen. Während
in der Alten Welt große Steppen und Wüsten sich finden, also große
unfruchtbare Striche Landes, so herrscht in der Neuen Welt die größte
Fruchtbarkeit, selbst in Nord-Amerika. Auch die Llanos und Pampas
sind in der Regenzeit von hohem und dichtem Grase bedeckt, und thierifches
Leben regt sich sofort in ihnen. Ob die Alte Welt auch sehr kräftige und
hochgewachsene Bäume aufweisen kann, so überragen sie doch die bis 200 Fuß
hoch werdenden Palmen der Neuen bedeutend. Bei der geringeren Fülle von
Feuchtigkeit bleiben die Blätter unserer Bäume kleiu und schmal, ja in den
Fichtenarten nadelförmig; oft ist die ganze Pflanze mit einem wolligen
Ueberznge bedeckt (wozu?); oder die Pflanzen nehmen eine plumpe, fleischige
Cylinderform an, wie die Aloen Süd-Afrikas; oder sie bilden lange nackte,
herabhängende, fadenförmige Zweige, wie die Cafuarinen Australiens;
oder sie sind nur mit einem weißlich grauen Ftanm bedeckt, wie die der
Farbe des Wüstenstanbes entsprechenden dürren Pflanzen der Steppen und
Wüsten Asiens; kurz das Pflanzenreich der Alten Welt kennzeichnet eine
„spärliche äußere Ausstattung" im Vergleich mit dem Ueberflnß der Neuen
Welt, der sich dort, wie in Ostindien und den südlichen Inseln, in riesig
ausgebildeten Blättern und reicher Farbenpracht knndgiebt. Dagegen sind
die Blüthen in der Alten Welt duftender, die Früchte würziger und feinern
Saftes, als die der Neuen Welt. (Der chinesische Thee, der arabische Kaffee.)
Hier Trockniß, dort Feuchtigkeit; hier weise Sparsamkeit, dort Uebersluß.
Anders ist das Verhältnis der Thier Welt. Amerika ist im Ganzen
arm an Thieren, besonders an höher ausgebildeten, die ein trocknes, das
Continental-Klima verlangen; vorwiegend vertreten sind dagegen die
Thiergattungen, die in ihrer Lebensweise auf das Wasser und
die Pflanzenwelt angewiesen sind. Dort überrascht vor Allem die
größte Mannigfaltigkeit und die glänzendste Farbenpracht der Jnfecten.
Dort lebt der größte Käfer, der Herkuleskäfer; dort die schönsten und
größten Schmetterlinge (Adonis, Achilles zc.), Flüsse und Sümpfe wimmeln
von Caymanns, den Krokodilen der Neuen Welt, Rieseneidechsen (Jgnanen)
und Basilisken. Von den vollkommenern Thieren kommen hier nur wenige
Spezies vor und diese körperlich weniger entwickelt; statt der gewaltigen
Elephanten, Rhinocerosse und Nilpferde der Alten Welt die weit
kleineren Tapire; statt des Kameels das Lama; statt des Löwen und
Tigers die Unze und der Jaguar; statt der großen Affen (Orang-Utang
u. a.) kleine geschwänzte Affen. Doch dies Alles gilt vorzugsweise von
Süd-Amerika. Nord-Amerika, das schon mehr einen continentalen Character
hat, ist der Alten Welt ähnlicher, ebensowohl in Bezug auf das Pflanzen-
reich als das Thierreich. Dort der Büffel, der Bär, das Elennthier.