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1. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 57

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
57 das mittelgebirgige und Nieder-Deutschlaud, die erst später dem Meere entstiegene Tiesebene. Häufig faßt man jedoch die beiden ersten zusammen. Das herzynische Gebirge fällt so ziemlich in die Mitte Deutsch- lands und theilt es somit in Norddeutschland und Süddeutschland, oder in Ober- und Nieder-Deutschland, obgleich das Hochland, das gebirgige Deutschland, bis auf nur 20 Meilen Entfernung von dem Meere nach Norddeutschland hineinsaßt, und beide Ausdrücke also nicht gleichbedeutend sind. Man vergleiche Deutschland bezüglich der Verkeilung von Hoch- und Tiesland und der Richtung der Gebirge mit Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland u. a. Deutschland liegt — wie gesagt'— in der Mitte Europas, ja es liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Pol und Aequator, zwischen dem 45. und 55° N. Breite, und hat also im strengsten Sinne des Wortes ein gemäßigtes Klima. Aber aus seiner Ausdehuung zwischen 10 Breiten- graden, also von 150 Meilen von Süden nach Norden, sollte man schließen, daß in Süddeutschland schon ein beträchtlich milderes Klima herrsche. Dies würde der Fall sein, wäre Süddeutschland nicht Hochland und der Norden nicht Tiefland. Dadurch erhält Deutschland ein fast gleich- mäßiges Klima. Denken wir uns aber die Alpen nach dem Norden ver- legt, so würde dieser eine unnahbare Eiswüste sein. Wie würde das Klima Nord- und Süddeutschlands, Ost- und Westdeutschlands verschieden sein, wenn die Alpen von N. nach S. zögen? — So hat Deutschland zwar nicht den stets blauen Himmel Italiens und Spaniens, aber auch nicht den fast stets von Nebel verhüllten Englands, weder die schneidende, aus- trocknende Luft des Ostens, noch die feuchte des Westens, sondern diese Gegensätze finden hier ihre Ausgleichung. Dies bewirkt denn auch eine größere Gleichartigkeit der Erzeugnisse, als die Ausdehnung dnrch so verschiedene Breitengrade erwarten ließ. Herrliche Weiden, Getreidefelder, Gemüsegärten, Obstpflanzungen giebt es durchs ganze Land, Pfirsiche und Wein vorzüglich im Süden, Wälder von Buchen, Eichen, Tannen und Fichten in Thälern und auf Höhen, Linden und Kastanien, Akazien und Pappeln an Straßen und auf Dorfplätzen; nirgend reißende Thiere, giftig Gewürm und lästiges Ungeziefer. Ackerbau und Viehzucht blichen fast überall auf dem Lande, und Gewerbthätigkeit belebt die Städte; der Boden liefert Salz und Eisen in Menge und edlere Metalle zur Genüge. Dies das allgemeine Bild. Aber welch' reicher Wechsel tritt uus bei näherer Betrachtuug in Bezug auf Bodenbeschaffenheit, Klima, Vegetation, Flußbildung, Thätigkeit u. s. w. entgegen. Die beiden Hauptformen des Hoch- und Tieflandes stufen sich auf das Mauuigsaltigste ab; uebeu den Gebirgen herrscht die Form der Hochebene und des Hügellandes, und Moor- und Haidestriche hat das Hochland wie das Tiefland, das letztere z. B. in Hannover und Oldenburg, das erstere in Oberbaiern, den Felsen- gebirgen der Alpen nicht mehr fern. Schwer und feucht ist die Luft im Norden, dünn und trocken im gebirgigen Deutschland, dort die Temperatur eine gleichmäßigere, hier eine rascher wechselnde, und scharfe Gegensätze der Zahreszeiten bietend. Das Tiefland ist durch seine Lage am Meere auf
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