1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
154
Das Königreich Ztalien.
Es enthält 5381,22 Qm. und 26,801,154 E. und umfaßt folgende frühere
Staaten:
1. Das Königreich Sardinien, das seinen Namen von der Insel
Sardinien erhielt, die jedoch weder den größten noch den besten Theil des
Staates ausmachte. Außer dieser Insel gehörten dazu das Fürstenthum
Piemont, wie der Name sagt, am Fuße der Berge (Alpen) liegend, ein
Theil des Mailändischen Gebietes zwischen Sesia und Ticino, Mont-
s errat östlich des oberen und nördlich des unteren Tünaro und das Gebiet
der bis zur französischen Revolution bestehenden Repnblick Genua zwischen
dem ligurischen Apennin und dem Meere. Die Grafschaften Savoyen und
Nizza, die gleichfalls dazu gehörten, trat König Victor Emanuel an Frank-
reich ab für den ihm geleisteten Beistand in dem Kriege von 1859, nach
welchem Oesterreich auf die Lombardei verzichtete.
Die Hptst. Sardiniens war Turin am Po, unterhalb der Mündung der Dora
Riparia. Sie ist schön und regelmäßig gebaut, liegt in schöner Gegend und hat
212,000 E>, die zum Theil mit Seide- und Sammetfabrikation sich beschäftigen. Susa,
am oberen Po, von wo die berühmte Alpenstraße, jetzt auch die Eisenbahn, nördlich
zum M. Eeuis, eine zweite Straße südlich über den M. Genevre führt. Am Fuße
des letzteren und des noch südlicher liegenden M. Biso wohnen noch jetzt 20,000 Wal-
denser in engen wilden Thälern, in welche sich diese, von Peter Waldus in Lyon
gestiftete, in Frankreich blutig verfolgte erste reformatorische Seete im 12. und 13.
Jahrh. geflüchtet hat. Von Coni, 12,000 E. führt eine Straße über den Col di Tenda
nach Nizza. Im N. Aosta 7000 E., in welchem Thale? An der unteren Dora
Baltea liegt Jvrea mit 9000 E. und an der unteren Sesia Vercelli, das römische
Vereellä mit 27,000 E.
Im ehemaligen Montferrat liegt die Festung Casale am rechten Ufer des
Po, 28,000 E. Im Mailändischen: Alexandria, die 1168 von den gegen Frie^
brich Barbarossa verbündeten lombardischen Städten in sumpfiger Gegend am Tanaro
angelegte und Pabst Alexander Iii., des Kaisers Gegner, zu Ehren so genannte Fes-
tung, 37,000 E. In geringer Entfernung liegt das durch Napoleons I. Sieg (1800)
berühmte Dorf Marengo. Zu dieser Provinz gehört das westliche Ufer des Lago
Maggiore, während der nördliche Theil zum schweizerischen Canton Ticino gehört.
Bei Novara, 29,000 E., wurde Karl Albert, der Vater des jetzigen Königs, 1849
von den Oesterreichern geschlagen. In der Stadt Seidenfabriken.
Das Gebiet der Republik Genua. Welcher Paß führt über den Ligurischeu
Apennin? Weiter im O. der von Pontremoli. An Ackerbau ist in dem dürren und
heißen Uferlande wenig zu denken, und da auch das Meer hier nicht reich an Fischen,
so waren die Einwohner vorzugsweise auf den Handel hingewiesen. Die Genueser
waren die machtigsten Nebenbuhler Venedigs. Wodurch sank ihr Handel? (S. 47.)
Den inneren Zerwürfnissen setzte der Doge (Dnx) Andreas Doria ein Ziel, trotz
Fiesko's Verschwörung. Durch Napoleons Sieg bei Marengo wurde Genua ein Theil
des französischen Kaiserthums, 1815 wurde es Sardinien einverleibt. Die Stadt, ital.
Genova, von den Italienern la Superba, die prächtige genannt, bietet vom Meere
aus, an welchem sie in weitem Bogen an Bergen emporsteigt, einen großartigen An-
blick, ist im Innern aber eng und schmutzig.
Zwei hervorspringende Dämme (Molos) fassen den von c. 3000 Schiffen jährlich
besuchten großen Hafen ein und die Stadt umgeben eine Menge Forts; 160,000 E.
Einen noch geräumigeren Hafen, den größten und sichersten Italiens, hat >spezzia
am südöstl. Ende Lignriens mit 9000 E.