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1. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 166

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
166 beschleunigt auch diese wiederum den Verfall der Vegetation, des Landes und des Volkes. Kein Land der Erde ist für Europas geistige Entwickelung bedentuugs- voller geworden als das alte Griechenland, dessen Staaten nur das südliche kleinere Parallelogramm und Morea erfüllten. Ist auch das Griechenland, wie es häufig in unserer Phantasie lebt, von dem wirklichen Griechenland, sowohl dem alten, wie es die neuere Geschichtsforschung, als auch dem gegen- wärtigen, wie es der Geograph darstellt, wesentlich verschieden, so bleibt doch den Hellenen der Ruhm einer glorreichen Geschichte, vielseitiger Ent- Wickelung des staatlichen Lebens, der Begründung echter Humanität im bürger- liehen Leben, sowie einer großartigen Entfaltung der Kunst, Literatur und Wissenschaft. Welch' eine Reihe ausgezeichneter Männer hat auf engem Räume dies Volk hervorgebracht, von den Helden Homers bis zur Unter- werfung der Griechen durch Alexander von Macedonien, ja bis zur Zer- störung Corinths durch die Römer 146 v. Chr.! Welche Entwickelung würde Europa genommen haben, wenn nicht seit Constantin d. Gr. die byzantini- schen Kaiser jene verblendete Politik eingeschlagen hätten, alle profane Wissen- schast zu unterdrücken. Die Völkerwanderung brauste über das griechische (oströmische) Kaiserthum dahin, ohne es, wie das weströmische, zu vernichten; das von den Kreuzfahrern 1204 in Constantinopel (Byzanz) errichtete latei- nische Kaiserthum bestand nur bis 1261; aber den Türken (die im 6. Jahrhundert aus Turkestan hervorgegangen) konnte das geschwächte und schon sehr zusammengeschmolzene Reich nicht widerstehen. Von Kleinasien aus Thracien und Macedonien überschwemmend, machten sie 1362 Adria- nopel (Edreneh) zur Hauptstadt, und 1453 erstürmten sie unter ihrem Sultan Muhamed Ii. Constantinopel, von hier Europa mehrere Jahrhunderte be- drohend. Die Kraft dieses asiatischen Reiches aus europäischem Boden lag in der engen Verbindung der Religion mit dem Staate, dessen Einrichtungen nicht weniger als die kirchlichen ihre Regelung durch den Koran erhielten. Her- vorragende Herrscher breiteten es von der Donau bis zum Tigris und über den Nil hin aus. Unter den späteren nicht auf dem Schlachtfelde, sondern im Harem erzogenen Herrschern ging es eben so rasch dem Verfall entgegen. In Europa, Asien und Afrika gelang es den Statthaltern (Dereg-Begs) verschiedener Provinzen, welche eine ähnliche Stellung zum Sultan einnahmen, wie die Vasallen der europäischen Staaten im Mittelalter, sich mehr oder weniger unabhängig zu machen, und die Einführung der Steuerpacht führte zur Käuflichkeit der Aemter, zu einem allgemeinen Bestechungssystem, zu maßlyser Ausbeutung und Verarmung der überdies aus einer Menge feindlicher Ele- mente bestehenden Bevölkerung, so daß ein endlicher Zusammenbruch früher oder später unausbleiblich erscheint, trotz der Stütze, welche die sich wider- strebenden Interessen der europäischen Mächte dem „kranken Manne" gewähren. So ist es den Griechen (1829) 1832 gelungen, den südlichen Theil als neues Königreich Griechenland los zu reißen, und die sogenannten Va- sallenländer oder Schutzstaaten, die Donaufürsteuthümer, Serbien, Monte- negro, sowie Aegypten, deren Zahl der gegenwärtige Aufstand Bosniens,
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