1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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erfüllte Gassen, elende dunkle Wohnungen. Die Dörfer find noch schlechter. Zante,
„die Blume der Levante", ist schön, fruchtbar und handeltreibend; Hauptstadt Zante,
20,000 Einwohner. Das kleine Theaki ljthaka) sei als die Insel des Odysseus
erwähnt.
Frankreich.
§ 56. a. Grenzen. Dimensionen.
Das westlichste Stück des Rumpfes von Europa ist Fraukreich. Auf
wie vielen und welchen Seiten wird Frankreich von Land begrenzt? Von
welchen Ländern? Auf wie vielen und welchen Seiten wird es vom Meere
begrenzt? Von welchen Meeren? Welche natürliche Grenze liegt zwischen
Frankreich und der Pyrenäenhalbinsel? Zwischen Italien und Frankreich?
Und der Schweiz? Und zwischen Frankreich und Deutschland?
Tie Franzosen hatten sich gewöhnt, das linke Rheinufer als Grenze zu
betrachten und zu erstreben. Aber Flüsfe bilden keine Völkerscheide, wenigstens
nicht zwischen Kulturvölkern. Wo Gebirge oder Meere als natürliche Grenze
fehlen, „da muß die Stammverschiedenheit, welche die nur gewaltsam zu
tilgende Grenzlinie der Abkunft, Sprache und Sitte erkennen läßt, in Be-
tracht gezogen werden." (Kapp).
Zu einer festen Bestimmung der Grenze zwischen Frankreich und Deutsch-
laud kann daher nur ein Ueberblick der geschichtlichen Entwicklung ver-
helfen, den wir deshalb folgen lasten.
In Folge der Völkerwanderung hatten sich im südwestlichen Gallien
(Frankreich) die Westgothen, im Rhonegebiet die Burgunder festgesetzt. Beide
wurden vou den Franken vom Niederrhein aus unterworfen. Mehrmalige
Theiluug des Frankenreiches führte zur Unterscheidung von Neustrieu im
Gebiet der Seine und dem nordwestlichen Frankreich, Aquitanien im
südwestlichen, in denen, wie in Burgund römische Sprache und Art vorherr-
schend blieb, und Austrasieu im Stromgebiet des Rheins, in dem sich in
Folge ununterbrochener Verbindung mit dem östlichen Mutterlande der ger-
manische Charakter überwiegend erhielt. Unter Karl d. Gr. vereinigt,
wurde das Reich 843 bekauntlich so getheilt, daß Lothar den linken Rhein
und Italien erhielt. Als aber 869 Lothar's Sohn, Lothar Ii., der „Lotha-
ringen" als Erbe erhalten, starb, theilten Ludwig der Deutsche und Karl
der Kahle dieses Land im Vertrage zu Mersen 870 nach der Sprachgrenze
uuter sich so, daß das Mosel- und Maasgebiet und das Land zwischen den
Vogesen und dem Rhein an Deutschland fiel. Die spätere Erwerbuug Bur-
guuds (1032) konnte keinen Bestand haben, weil das untere Rhonegebiet,
,,die Brücke zwischen Frankreich und Italien", durchaus romanisches Land ist.
So ist das ganze linke Rheingebiet, d. h. das Gebiet sämmtlicher linken
Zuflüsse des Rheins bis zur Wasserscheide zwischen Seine und Maas uraltes
rechtmäßiges deutsches Besitzthum, eine Thatsache, die nicht dadurch geändert
werden kann, daß Frankreich, nachdem es die Ansprüche der englischen Könige
auf den franzöfifchen Thron im 14. und 15. Jahrhundert siegreich zurück-