1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Loire; ihre Bergzüge aus Basalt im W., aus Granit im O. bestehend, haben eine
mittlere Höhe von 975 m. 3000', ja erheben sich in dem Randon, der dem O. an-
gehört, zu 1538 m. 4737'. Je weiter nach N., desto mehr tritt die vulkanische Natur
zu Tage. Bei solcher Beschaffenheit ist das Land zur Viehzucht geeigneter als zum
Ackerbau; auch au mineralischer Ausbeute ist es nicht arm.
Im Dep. der Lozere: Mende am Lot, mit wichtigen Serge- und Wollenzeug-
fabriken, 6500 E. Im Dep. der oberen Loire: La Puy (en Velay), unweit der
Loire auf einem vulkanischen Berge, 19,500 E., mit Weinbau und gerühmten
Spitzenfabriken.
11. Die Grafschaft Provence, jener südöstlichste Küstenstrich zwischen
Rhone, Bar und Durance. das gepriesene Land des Weins, der goldenen
Südfrüchte und der Seidenzucht, der Troubadours und des Minnedienstes,
die erste römische Provinz im transalpinischen Gallien, gehört seit 1481,
seit dem Tode des Grafen Rene, des Titularkönigs von Jerusalem, Neapel
und Sicilien, zu Frankreich. Der nördliche gebirgige Theil, zum Ackerbau
natürlich wenig geeignet, hat vorzüglich Weiden für zahlreiche Heerden,
namentlich Schafe. Das früher reich bewaldete Küstenland hat durch Aus-
rottung der Wälder leider an Fruchtbarkeit und Lieblichkeit des Klimas ver-
loren. Die Proven^alen sind leichten, beweglichen und reizbaren Charakters,
schon den Italienern ähnlich; ihre Sprache ist reich und wohlklingend.
Marseille, das alte von Jonischen Griechen, die vor Cyrus geflüchtet, 537 ge-
gründete Massilia, schon unter den Römern eine der ersten und glänzendsten Han-
delsstädte des Mittelmeeres, wie noch heute, liegt 5 Meilen östlich des Rhonedeltas
an einer nach ihr genannten Bucht, an deren äußerster Spitze der meisterhaft an-
gelegte, weite, sichere und bequeme Hafen sich befindet, um welchen die Stadt sich in
Form eines Halbmondes ausbreitet. Eine Hauptstraße, Le grand Cours, theilt die
Stadt in die westliche schlecht gebaute Altstadt und die östliche schöne Neustadt. Aber
vergebens sucht man, außer der Börse, nach großartigen öffentlichen Gebäuden; hier
trägt Alles den Charakter des nüchternen Geschäftslebens, das Vertreter aller Nationen,
besonders der Orientalen, hierher führt. Dagegen ist die ganze Umgegend von den
auf den nahen Höhen erbauten Villen der wohlhabenden Einwohner geziert, deren
imposanten Hintergrund gewaltige Berge bilden. Ihre 313,000 E. beschäftigt der
Handel mit Colonialwaaren, Oliven, Oel, Wein und eingemachten Früchten, die Fabri-
kation von Seife, Tabak, Lederarbeiten, Zucker, Parfümerien :e. und der Fischfang,
namentlich der Sardellen. Arles, 7 Meilen vom Meere, an der Mündung des
Canals Craponne in die Rhone in fruchtbarer Ebene, gleichfalls eine schon zur Römer-
zeit durch ihre Lage große und reiche Stadt, von deren Glänze noch heute ein Amphi-
theater u. a. Alterthümer zeugen. Auch zur Zeit des nach ihr genannten Burgunder-
Reichs (regnum arelatense) war es noch eine bedeutende Stadt. Jetzt sind ihre
Straßen verödet. Getreide-, Obst- und Oelhandel sind der Hauptnahrungszweig der
26,000 E. Von Tarascon, 12,000 E., führt eine prachtvolle Kettenbrücke über die
Rhone nach dem vorerwähnten Beaueaire. Aix, das alte Aqua Sextiä, berühmt
durch den Sieg des Marius über die Teutonen und Ambronen 102, im Mittelalter
durch Legenden gefeiert, mit einem alten Schloß der provencalischen Grafen, das oft
die Troubadours in seinen Hallen sah, hat 28,000 E., Olivenölhandel, Steinkohlen-
gruben und warme Schwefelquellen in seiner Nähe. Toulou, Frankreichs stark-
befestigter Kriegshafen am Mittelmeer in einer schönen und fruchtbaren Ebene, die
nach N. von hohen Felsbergen eingefaßt ist, mit einem großen und schönen Seearsenal,
und vorzüglichen Docks. Der frühere Bagno, Gefängniß für Galeerensträffinge, ist
seit 1873 ausgehoben; sie hat 77,000 E. Hyeres mit 10,000 E., s/4m. vom Meere,
am Abhänge eines Hügels gelegen, durch eine Bergkette vor dem Nordwinde geschützt,
durch sein mildes Klima im Winter und die Güte seiner Orangen, ^Datteln, Feigen
und Granatäpfel berühmt. Südlich von der Stadt springt eine Halbinsel in das
Meer vor, welche westlich und östlich eine tief eingreifende Bucht bildet, deren östliche