1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Einfluß des nördlichen Eismeeres weit über den Polarkreis südlich hinaus
geltend? Warum um so mehr, je weiter nach Osten?
Auch in dem nächstfolgenden Striche vom Polarkreise bis zum 58, im
O. bis zum 57° dauert der Winter noch immer 6—7 Monate und ist
streng und schneereich. Die Newa (60°) ist 6 Monate mit Eis bedeckt.
Welche Bäume sind in diesem zweiten Strich vorherrschend? In ihm be-
ginnt der Getreidebau. Warum sind die Ostseeprovinzen darin weit ergie-
biger als die östlichen? Wodurch wird überhaupt das Klima jener, obwohl
noch immer streng im Vergleich zu den westlicheren Länder Europas, weit
milder?
Der angenehmste und fruchtbarste und folglich der bevölkertste Strich
ist das weite Gebiet zwischen dem nördlichen und südlichen Landrücken vom
57—50°, reich an Roggen und Lein und mit üppigen Laubwäldern, uameut-
lich Linden bedeckt, dem Ackerbau mehr als dem Obstbau günstig. Auf
weiten Wiesenflächen wird Viehzucht, namentlich auch Pferdezucht mit Erfolg
betrieben. In den Wäldern Livlands, Litthauens und Preußens giebt es
Wölfe und Elennthiere, ja noch Auerochsen. Zu den Seiten der Wolga und
am Ural liegen unermeßliche Steiukohlenflötze und in den hierher gehörigen
Gebieten des Gebirges finden sich die berühmten Gold- und Platiua-, sowie
reiche Eisen- und Knpsergrnben.
Der südliche Strich vom 50° bis zum Schwarzen Meere und dem
Kaukasus und von der Mündung der Donau bis zur Uralmündung ist fast
nur Steppe; wechselnd ans Sand oder Thon mit einer nur dünnen Decke
fruchtbarer Erde, östlich vom Don sogar aus sehr salzhaltigem Boden be-
stehend. Diese Bodenbeschaffenheit, obwohl den Baumwuchs au sich nicht
verbietend, ist dennoch die wesentliche Ursache des fast gänzlichen Mangels
der Bäume, der die Steppe besonders charakterisirt. Allerdings wirken auch
die klimatischen Verhältnisse mit ein. Dem kalten Ostwinde ist das Land
geöffnet (wie so?), und eben so offen steht es dem heißen Südwinde.
Der Winter ist kalt und stürmisch. Wenn im Frühling der schmelzende
Schnee die dünne Erdkruste in Schlamm verwandelt hat, schießt rasch
ein üppiger Graswald von 1—2 m. Höhe, in den Bodensenkungen und an
den Ufern der Flüsse 3—6 m. hohes Schilf empor, eine Vegetation, die
durchaus keinen langsam wachsenden Baum aufkommen läßt. Mit dem Juni
beginnt der Monate lang regenlose heiße Sommer, der die Feuchtigkeit ver-
zehrt und das Gras verdorren läßt. (Vergl. Tnran.) Nur einzelne Gegenden
am Meere sind dem Ackerbau günstig. Mit welchem Theile Italiens liegt
der südliche Strich unter gleichen Breiten? Warum gedeihen hier dennoch
(mit geringer Ausnahme) die dort heimischen Südfrüchte nicht?
Von den ca. 80 Mill. Bewohnern des Tieflandes gehört die Mehrzahl
dem Stamme der Slaven an, die in 55 Mill. Rnffen und in 8x/2 Mill.
Polen zerfallen. Von den 3x/2 Mill. Deutschen (vorzugsweise in Preußen)
kommen 17 5,000 auf Esthlaud, Livland und Kurland neben dem litthanischen
Stamme. Außerdem giebt es ca. 2% Mill. Juden. Der Mongolischen
Race gehören der Finnische Stamm, die Lappen und Samojeden, die Liven