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1. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 239

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
239 Podolien, d. i. Niederland, obschon es eine an die Karpathen sich anlehnende, von Berg- und Hügelreihen durchzogene Landschaft, gehört zu den fruchtbarsten Pro- vinzen des Reichs, welche eine üppige Vegetation besitzt und reich an Getreide und Vieh ist. Darin Kamieniee an einem Nebenfluß des Dnjestr mit 20,000 E., die zur Hälfte Juden, in malerischer Lage, zum Theil auf hohen Felsen angelegt. — In dem ebenen, gleichfalls sehr fruchtbaren Volhynien, nordwestlich der vorigen, Schi- tomir (Zitomierz) mit Leder- und Tuchfabriken und lebhaftem Handel, 38,000 E. — In dem wald- und morast-, wiesen- und weidereichen Gouvernement Minsk, das von der Beresina, dem oberen Riemen und Nebenflüssen des Dnjepr durchflössen ist, die Hauptstadt gl. N. mit 36,000 E. Mohilew am Dnjepr mit beträchtlichem Handel zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere, 40,000 E. Witepsk an der Düna mit Tuchfabriken und lebhaftem Handel, 27,000 E. Kowuo im alten Wald- und seenreichen Samogitien, 35,000 E. Wilna, wichtig durch Industrie und Handel, 84,000 E. Das zum Theil morastige Gouvernement bedecken ungeheure Wälder. Im Gouvernement Grodno, in dessen Urwald noch Büffel und Auerochsen hausen, die Hauptstadt gl. N. mit wichtigem Handel, 25,000 E. g. H^olen. Die früheste Geschichte des noch im 17. Jahrh. mächtigen, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere ausgedehnten slavischen Polenreiches ver- liert sich in die Zeit der Sage. Lech, der Bruder Czechs, gründete da, wo er ein Glück verkündendes Nest weißer Adler gefunden, Gnesen, den ältesten Mittelpunkt. An Stelle des für seine Grausamkeiten, wie Hatto, von den Mäusen verzehrten Popiel Ii. trat 840, aus bäuerlichem Stamm entsprossen, Pia st, aus dessen Geschlecht Boleslaw hervorging, der 1025 den Königstitel annahm und der eigentliche Stifter des Reichs ward. Seine Nachkommen starben 1370 mit Kasimir dem Großen aus. Das Haus der Jagellonen regiert von 1386—1572. Von dieser Zeit ab ein Wahlreich, sank Polen durch die ehrgeizigen Bestrebungen einer drückenden Aristokratie, der kein gebildeter Bürgerstand das Gegengewicht hielt, in innere Wirren und von seiner Macht herab, bis es durch die Thei- lungen 17 72, 1793 und 1795 aus der Reihe der europäischen Staaten getilgt wurde. Mehr als 2/3 desselben sind im Laufe der Zeit unter russische Herr- schaft gekommen, die dem sogenannten Königreich Polen nach verschiedenen unglücklichen Aufstandsversuchen auch den letzten Rest nationaler Selbstän- digkeit genommen hat. Selbst die römisch-katholische Kirche, zu der sich der größte Theil der Polen bekennt, ward russificirt, d. h. die griechisch-unirte Kirche wurde ihnen aufgezwungen. Nicht minder gewaltsam sucht Rußland die polnische Sprache zu unterdrücken. Die Polen, „die Franzosen des Nordens", sind leichten, beweglichen Geistes, begeistert für Ehre und Ruhm, beseelt von glühender Liebe zur Freiheit und für ihr unglückliches Vaterland, aber auch leichtsinnig, jähzornig, Trunk und Spiel liebend und dauernde Anstrengung scheuend, die unteren Klassen unwissend und unreinlich, durch Knechtung verkommen. — Die pol- nischen Dörfer sind eine traurige „Versammlung von alten großen Stroh- Haufen", „Alles häßlich und finster", ohne Bäume; selbst die Kirche — unter 20 Dörfern besitzt nur eins eine solche, — ist nur „eine schwarzgraue große Bretterbude". — Polen ist „das Paradies der Juden".
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