1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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politische Geographie von Deutschland.
§ 67. Deutschlands Lage, Bodenverhältnisse, Bevölkerung
und Weltstellung.
Der Einfluß der äußeren Natur auf ein Volk verringert sich in dem
Grade, als dieses auf der Stufenleiter der Cultur sich emporhebt. Immer
aber bleibt der Boden, auf welchem es lebt, mit all' seineu physischen Eigen-
schasten, seiner räumlichen Ausdehnung, seiner horizontalen und verticaleu
Confignration, seinem geologischen Bau, seiner Lage und Begrenzung, seinem
Klima, seinen natürlichen Erzeugnissen, seinen Schätzen und Mängeln, neben
der Abstammung des Volkes und den Berührungen desselben mit anderen
Völkern, die bedeutungsvolle fördernde wie hemmende Basis seiner leiblichen
und geistigen Entwickelung, seiner Geschichte und politischen Weltstellung, wie
dies bei der vorgehenden Besprechung der einzelnen Erdtheile und verschie-
denen Länder der Erde zum Theil schon dargelegt worden. x)
Alle diese Momente sind auch für die Gefammtentwickelung des deut-
scheu Volkes von bestimmendem Einfluß gewesen. Daß Deutschland im Süden
ein Hochgebirge mit daran sich reihender einförmiger Hochebene (der
oberen deutschen), in seiner Mitte ein mannichfach gegliedertes Mittel-
gebirge mit reicher Stromentwickelung und fruchtbaren Thälern und Stufen-
landschaften besitzt und im Norden ein Tiefland ist, bedingt nicht nur die
Mannichfaltigkeit und Verschiedenheit der deutschen Volksstämme, sondern
zum großen Theil auch seine Politische Entwickelung und seinen Culturznstand.
Die Ausdehnung und Gleichförmigkeit der südlichen Hochebene begünstigte
hier von Anfang an die Bildung eines größeren Staates (Baiern), die Sta-
bilität des Volkscharakters und Glaubens (des Katholicismns); die Mannich-
faltigkeit der Bodenplastik im mittleren und südwestlichen Deutschland
mit ihrer Fruchtbarkeit und Wasserkraft erleichterte die größere politische
Zersplitterung, aber auch die Entfaltung und den Aufschwung der verschie-
denartigsten Industriezweige und vielseitige Bildung; das in langer Linie
das Meer berührende Tiefland gestattete ebenso feindliche Einfälle als
friedliche Ansiedelungen, Schiffahrt und Handel, und die Ungunst seines Bo-
dens, sowie die Lockungen und Gefahren des Meeres beförderten die Ent-
Wickelung eines kühnen, ausdauernden und doch beweglichen Charakters, die
Klugheit und Intelligenz seiner Bewohner, Eigenschaften, die im Lauf der
Zeit, wie die Geschichte beweist, dem Tiefland allmälig das Uebergewicht in
politischer und kulturhistorischer Beziehung verschafft haben.
1) „Der Boden, den wir Menschen bewohnen, ist nie ohne Einfluß auf unsere
Zustände und Sitten, er ist eine der Ursachen besonderer nationaler Entwickelung und
zwar eine der unveränderlichsten." Cotta.
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