1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Haupt der Christenheit war, so fiel ihm, als die päpstliche Anmaßung jenes
Verhältniß umzukehren suchte, und mit ihm Deutschland die Aufgabe zu,
den Kampf gegen dieselbe aufzunehmen, unter dessen Folgen wir noch heute
zu leiden haben.
Als Lothar Ii., der Sohn Lothars I. (welcher mit der Kaiserwürde
Italien und einen langen Strich Landes die Rhone, Saöne und den Rhein
entlang bis zur Nordsee erhielt), der Erbe Lotharingens, 869 starb, theilten
Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle im Vertrage zu Mersen 870
Lothringen so unter sich, daß der östliche Theil mit den Städten Metz,
Trier, Aachen, Köln, Straßburg, Basel ze. mit Deutschland vereinigt wurde.
Von da ab datirt unser Anrecht auf die iu dem jüngsten glorreichen Kriege
wieder gewonnenen alten deutscheu Lande.
Kämpfe mit den westfränkischen Karolingern, den Normannen, Slaven
und später den Ungarn füllen die Regierung der schwachen Nachfolger Lud-
wigs des Deutschen und lassen schon damals die Vasallen zu einer der Krone
gefährlichen Macht gelangen. Besonders um das Ansehen dieser wieder zu
befestigen, empfahl Conrad I. auf dem Sterbebette seinen mächtigen Gegner
Heinrich von Sachsen als seinen Nachfolger, welcher als Helnrich I. den
ersten Grund zu dem später sich ausbildenden Bürgerstande legte, ein wehr-
Haftes Volk schuf, die Ungarn schlug, die großen Herzogtümer und Böhmen
wieder der Reichseinheit einfügte, die königliche Würde gegen die Großen
des Reichs wie gegen den Clerns kräftig wahrte und so recht eigentlich der
Neubegründer des Reiches wurde. Noch fester hielt sein Sohn Otto der
Große das Reich zusammen und vertheidigte es gegen äußere Feinde (Ungarn,
Slaven und Dänen), unterwarf und colonisirte die eimbrische Halbinsel bis
zur äußersten Spitze Jütlands und erwarb die Kaiserkrone, die von nun ab
als dem Herrscher Deutschlands zugehörig gält, deren Besitz allerdings den
Schwerpunkt Deutschlands verrückte, die Kaiser verhinderte, der einigende
Mittelpunkt desselben zu sein, ihm viel edles Blut gekostet und seine Zer-
splitterung mit verschuldet, aber auch der deutschen Nation, die jetzt erst an-
fing, sich als solche zu fühlen und zu ueunen, und ihrem Könige das höchste
Ansehen in der Christenheit für lange verlieh. Leider gewannen schon unter
seinen jugendlichen Nachfolgern die Großen des Reichs wieder größere Selb-
ständigkeit, fo daß selbst Heinrich Ii., der letzte kräftige Sproß des sächsischen
Hauses, nicht die frühere Macht über sie auszuüben vermochte und deshalb
die eigene Macht durch Verleihung weltlicher Besitztümer an die Geistlich-
keit zu kräftigen suchte. Ebenso sah sich sein Nachfolger Conrad Ii. ge-
nöthigt, sich auf die kleinen Vasallen den großen gegenüber zu stützen, indem
er auch deren Lehen für erblich erklärte. Aber diese Mittel, für den Augen-
blick wirksam, waren sür die Zukunft bedenklich. Unter Heinrich Iii., 1039
bis 1056, der seine gewaltige Hand ebenso die Vasallen wie die Päbste
fühlen ließ, erreichte die kaiserliche Macht und das politische Ansehen Deutsch-
lands den Höhepunkt, von welchem sie jedoch schon nnter seinem unglücklichen
Sohne, Heinrich Iv., der sich vor dem Papste Gregor Vii. demüthigen
mußte und sich gegen die aufrührerischen Fürsten nur mit der größten An-
strengung erhalten konnte, tief herabsanken. Von da ab beginnt der Riesen-