1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Freigrafschaft Burgund und 1681 mitten im Frieden Straßburgs bemächtigte.
Frankreich erhielt das Uebergewicht unter den Staaten Europas, seine
Sprache ward die Sprache der Gebildeten und des politischen Verkehrs,
seine Literatur, seine Sitten und Gebräuche das Ideal der übrigen Völker.
Neben ihm behauptete Schweden das durch Gustav Adolph begründete An-
sehen als Beherrscherin der Ostsee und der angrenzenden Länder.
In jener Zeit der schmachvollsten Preisgabe aller deutschen Interessen
war es ein Hohenzoller, der große Kurfürst von Brandenburg, der
mit Wort und Schwert für dieselben einzutreten wagte, und nach ihm war
es Friedrich Ii., an dessen heldenmüthiger Erscheinung und politischen
Wirksamkeit die deutsche Nation zuerst von ihrem tiefen Verfall sich empor
zu richten begann. Das jugendlich aufstrebende Preußen unter seinen meist
kernigen und charakterfesten Fürsten wurde der Hort und Träger deutschen
Rechts und deutscher Freiheit. Aber zuvor war noch „eine Sündflut von-
Nöthen und im Anzüge". Die socialen und politischen Zustände auch der
anderen europäischen Staaten waren veraltet, dazu fast überall arge Sitten-
losigkeit eingerissen, während andererseits neue Anschauungen und Ideen,
namentlich in England und Frankreich, sich auszubreiten begannen; auch der
durch die Reformation geweckte, durch den dreißigjährigen Krieg aber und
seine Folgen unterdrückte deutsche Geist erwachte allmälig wieder unter dem,
wie gesagt, von Friedrichs Wirken und jenen Ideen ausgehenden Einfluß zu
Selbstgefühl und neuer Kraft, und Wissenschaft^) und Dichtkunst^) waren
zunächst die Felder, auf denen seine Auferstehung die herrlichsten Blüthen
schuf und mit ihnen zugleich die Keime der geistigen Befreiung des gesammten
deutschen Volkes trieb.
Während so in Deutschland sich allmälig der Proceß der geistigen Be-
freiung vollzog, brach in Frankreich der Sturm der Revolution los, welcher
die mittelalterlichen Rechte und Vorurtheile hinwegfegte und den Umsturz der
deutschen Reichsverfassung herbeiführte. Als Napoleon I. die Revolution
gebändigt und sich zum Kaiser von Frankreich gemacht, gab auch er sich dem
Traum einer Weltherrschaft hin. Unter den Donnerschlägen von Austerlitz
und Jena brachen Oesterreich und Preußen zusammen, und mit der Errichtung
des Rheinbundes war die Auflösung des deutschen Reiches ausgesprochen.
Aber unter dem furchtbaren Druck und Uebermuth der Sieger wurde in
Preußen durch die genialen Schöpfungen des Freiherrn von Stein, welcher
die Erbuuterthäuigkeit der Bauern aufhob, den Bürgern eine neue Städte-
orduung verlieh und die Verwaltung des Staats reformirte, durch die von
Scharnhorst, Gneifenau u. a. vollzogene volkstümliche Umgestaltung des
1) Männer der deutschen Wissenschaft und Volksbildung jener Tage waren
Immanuel Kant, der Begründer der Logik und Reformator der Philosophie;
Friedrich Aug. Wolff, der für das Studium der Alten nicht blos Verwerthuug
der antiken Form, sondern auch des bildenden Inhalts forderte; Basedow, Salz-
mann, Campe, Rochow und vor Allen Pestalozzi, die Reformatoren des bisher
gänzlich vernachlässigten Volksschulwesens.
2) Unsere großen Dichter Klopstock, Lessing, Herder, Wieland, Goethe
und Schiller, Anderer und ihrer Vorgänger nicht zu gedeuken.
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