1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Marokko, eigentlich Maräkesch, d. i. die Geschmückte, liegt in einer herrlichen
Fruchtebene am Fuße des Hohen Atlas, in einem Walde von Fächer- und Dattel-
Palmen. Die zur Zeit ihres Glanzes 700,000, jetzt 50,000 E. zählende Stadt besteht
aus einer kolossalen Häusermasse von 3 St. im Umfange mit engen uugepflasterten
Straßen, zahlreichen Moscheen und dem 3/4 Ml. im Umfange haltenden Marmorpalaste
des Sultans. Ihre Lederfabriken liefern das feinste Maroquin. Mogador am At-
lantifchen Ocean, mit 20,000 E., ist eine wohl gebaute und befestigte Stadt mit be-
trächtlichem Handel.
3. Die Marokkanische Sahara mit ihren Oasen. Die Hauptstadt Tarudaut,
20,000 E., hat beträchtlichen Handel mit den Negern des Innern. Agadir, Hafenort.
El Hamra am Sakiet el Hamra, hat bedeutenden Karawanenhandel. Tafilet
(Tafilalet) ist die wichtigste Oase mit dem Hauptort Abnam.
§ 104. Die Stchara.
Südlich des Atlas und der Länder des Nordrandes, ja denselben, wie
erwähnt, im Gebiet von Tripolis und auf dem öden Plateau von Barka in
sich hereinziehend, breitet sich vom Atlantischen Ocean bis zum Nil und
darüber hinaus durch die furchtbare Wüste el Tyh in der Landenge von
Suez sich mit der arabischen Wüste in Verbindung setzend, 600 Ml. lang
und 100 — 200 Ml. breit (114,600 Qm.) die Sahara aus, „ein Meer
ohne Wasser". Und Meeresboden ist sie in der That, wie alle großen
Wüsten, obwohl sie durchschnittlich 390 — 487 m. 1200—1500' über dem
Weltmeere liegt und selbst Bergzüge von 1625 —1950 m. 5 — 6000' Höhe
besitzt. Dafür sprechen die in der Kalksteinformation des Weißen Harndsch
aufgefundenen versteinerten Fischköpfe, die in den Gebieten Tripolis und
Ghadames gefundenen versteinerten Austern, sowie endlich die zahlreichen
Salzseen Nordafrikas und die in der lybischen Wüste entdeckten reichen Stein-
salzlager. Unzweiselhaft aber hat zu ihrer Erweiterung die unvernünftige
Vernichtung der Bäume mit beigetragen, und es ist Thatsache, daß dieselbe
noch jetzt an Umfang gewinnt, indem „ihre schreckliche Avantgarde, die Heer-
säule des Flugsandes," dessen Masse durch atmosphärische Zersetzung der
Felsen stetig wächst, durch den Wind namentlich West- und südwestwärts
weiter getrieben wird und so auch die angrenzenden fruchtbaren Länder mehr
und mehr bedeckt.
Wie das Mittelmeer zerfällt die Sahara in zwei Becken, in ein größeres
westliches und ein kleineres östliches, geschieden von einander durch einen
vom Weißen Harudsch uuter dem 33° Ol. südlich zum Tsadsee streifenden
felsigen Gebirgszug, Tibesti.
Die kleinere östliche, die eigentliche oder lybische Sahara, deren
Boden entweder aus festem Kalk und Thon, oder aus mit Eisentheilen ge-
schwärztem Sand (s. Nubien) besteht, ist in weit geringerem Maße mit Flug-
fand, den der fast beständige Ostpassat nach Westen treibt, häufig dagegen
mit weißen scharskantigen Kieseln, strichweis mit Salz bedeckt, und größere
Strecken bilden sogar dürftiges Weideland, da hier der Regen nicht gänzlich fehlt.
Die größere westliche Hälfte dagegen, die Sahel, d. i. Ebene, ist die
eigentliche Wüste des beweglichen Flugsandes, den der Sturm namentlich an