1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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§ 105. Sudan.
Unter Sudan (Sudan), d. i. Land der Schwarzen oder Negerland,
Aethiopia oder Nigritia der Alten, begreift man die sämmtlichen zwischen
der großen Wüste und dem südlichen Dreieck von fast 0° bis etwa zum
50° Ol. (also wie viel Meilen?) sich erstreckenden Gebiete von ca. 63,180 Qm.
mit 73,000,000 E., welche großenteils der Negerraee angehören. Es zer-
fällt seiner Natur nach in zwei verschiedene Theile: in das den großen West-
lichen Vorsprung des Erdtheils füllende Tafelland Hoch-Sudau mit dem
mächtigen Kouggebirge und in das östliche Flach-Sudau, das eigentliche
Nigritien.
I. Loch-Sudan.
Nordwestlich und nördlich des Konggebirges breitet sich eine reiche und
fruchtbare Plateaulaudschast aus, die jedoch weit weniger bekannt ist, als die
beiden Vorterrassen des Gebirges, deren westliche und nordwestliche (bis zum
10° Nbr.) Senegambien, deren südliche Guinea heißt.
1. Senegambien, das ca. 18,000 Qm. umfassende Gebiet des Senegal,
Gambia und Rio Grande mit dem nordwestlichen Hochlande des Konggebirges, ist
namentlich in den Küstenstrichen eins der heißesten und in Folge der tropischen Regen-
güffe (vom Juni bis November) der ungesundesten Länder der Erde. Wiederhole was
über den unteren Lauf der Flüsse § 101 gesagt. Desto mehr begünstigt das feucht-
warme Klima auf dem fruchtbaren Boden eine üppige Vegetation. Außer Boabab-,
Sandel-, Mahagonibäumen und Gummipalmen gedeihen Baumwolle, Indigo, Zucker-
rohr, Tabak, Kaffee, Bananen, Tamarinden und Orangen. Die Wälder bevölkern
Affen, Elephanten, Löwen und andere Ranbthiere, die Flüsse Krokodile und Kaimans.
Die Gebirge liefern Gold und Eisen.
Der Senegal, ist eine merkwürdige Vegetations- und Völkerscheide. Sein nörd-
liches Ufer berührt die Wüste; sein südliches schaut ewig grüne Palmen; nördlich von
ihm schweifen kaukasische Berbern und Araber; südlich wohnen ackerbautreibende Neger.
Diese zerfallen in drei Hauptfamilien: die Joloffen oder Dhioloffen, die schwär-
zesten und wohl gebildetsten Neger ohne eigentlichen Negertypus, zwischen Senegal
und Gambia; die Mandingos, südlich des Gambia, und die Fnlahs in den oberen
Gebieten der drei Flüsse.
Senegambiens Küste und Flußmündungen sind die zugänglichsten; daher haben
hier besonders die Portugiesen, Franzosen und Engländer Niederlassungen gegründet.
Die Dhioloffen, welche geschickte Goldschmiede und gewandte Handelsleute sind,
zerfallen in verschiedene Königreiche; eines der bedeutendsten ist Danaar oder Senegal
mit dem Hauptort Bowael. Dagana am unteren Senegal und Medinalla nn-
fern des mittleren Gambia sind andere ihrer Hauptorte.
Von den verschiedenen Staaten der rothbraunen, fast olivenfarbenen Fnlahs
oder Fnlben, die sich vor mehreren Jahrhunderten schon in dem Gebiet der Hanssa
zwischen dem Niger und dem Tsadsee festgesetzt und dann sich weiter nach Westen
ausgebreitet haben, seien nur angeführt: Fnta Toro am unteren Senegal, Haupt-
sächlich am linken Ufer, mit der großen, fruchtbaren und eisenreichen Senegalinsel
Morfil und der Handelsstadt Podor; Fnta-Dschallon im Gebirgs- und Quell-
lande des Senegal und Gambia mit der Hauptstadt Timbu (Timho) an einem Neben-
flusse des Niger.
Auch die begabten, kriegerischen und arbeitsamen Mandingos, die übrigens
die charakteristischen Kennzeichen des Negertypus an sich tragen, gehören vielen Staaten
an. Als eigentliche Heimath derselben gilt das reizende Berglaud Manding an den
Quellen des Senegal und am oberen Niger. Die Hauptstadt desselben ist die befestigte
und wohlhabende Stadt Bangassi.
Schreiber, geogr. Lehrbuch. 25