1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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den Murrumbidge, auch Morumbidschi, mit dem Lachlan und den
Darling mit dem Macqnarie^) n. a., nach einem beträchtlichen Bogen
in den See Alexandrina oder Victoria mündet, aus dem er durch einen
sehr seichten Kanal in die Encounterbai tritt. Er so Wohl als seine
Nebenflüsse bilden in dem Flachlande ausgedehnte Moräste. Von dem viel-
armigen Stromsystem desselben hat außer ihm, so viel bekannt, nur der
Morumbidschi zu jeder Zeit Wasser, obwohl nach den Jahreszeiten sehr ver-
schiedenen Wasserstand. Der an der Westküste mündende Schwanenfluß
und der Victoriasluß im Norden sind noch wenig bekannt.
Salz- und Süßwasserseen giebt es ein ganze Menge im Innern.
Die Einförmigkeit der Bodenverhältnisse ist trotz der Ausdehnung durch
so viele Breitengrade auch die Ursache der Einförmigkeit und Armnth der
Pflanzen- und Thierwelt, über dereu Eigentümlichkeiten manche irrige
und übertriebene Vorstellungen verbreitet sind. Die erwähnte mangelhafte
Gebirgsformation bedingt das Vorherrschen der Eoniferen (f. § 7) und der
Uebergangsbildnng von der Nadel- zur Blattform; ja die Blätter der über-
dies nicht dicht stehenden Waldbäume richten den Rand senkrecht gen Himmel
und vermögen darum eben so wenig Schatten zu geben, als dem Boden
Feuchtigkeit zur Bildung dichter Urwälder zu erhalten. Die Mehrzahl der
Baumarten und Gebüsche gehört zu den Gattungen der Manna schwitzenden
Eukalypteeu (bis 60 m. hoch) und der Akazien, sowie zu den grangrünen Pro-
teaeeen, deren Blätter ein hartes holziges Gewebe haben. Selbst bei den
Blumen tritt die Entwickelung der Krone vor der der Staubgefäße zurück.
Ju den Niederungen sind weite Strecken mit Salzpflanzen bedeckt, ein Lieb-
lingsfutter der Schafe, deren Zucht (über 29 Mill.) daher auch besonders
gepflegt wird. Am stiefmütterlichsten aber hat sich die Natur dem Lande
dnrch Versagung der Nährpflänzen gezeigt; unsere Gemüse-, Getreide- und
Obstarten, der Weiustock, der Oelbaum und die Südfrüchte sind erst durch
die Europäer eingeführt und mit Erfolg angepflanzt.
Arm ist Neu-Holland auch au Säugethieren. Am meisten vertreten sind
die Beutelthiere, dereu größte Speeies, überhaupt das größte australische
Säugethier, das Känguruh ist. Das merkwürdigste Quadruped ist das
Schnabelthier. Unter den zahlreichen Vögeln ist der behaarte australische
Easuar zu erwähnen. Daß es weiße Adler und schwarze Schwäne giebt,
ist wohl nicht als etwas Wunderbares zu betrachten.
Sehr natürlich muß es nach dem Gesagten auch erscheinen, daß die
Eingeborenen in sehr geringer Zahl und auf bedauernswerth niederer
Culturstufe stehend gefunden wurden. Die Australneger oder Negritos,
wie man sie -im Allgemeinen nennt, sind ausfallend mager, von dunkelbrauner
Hautfarbe, habeu einen breiten Mund mit hervortretenden Lippen, eine flache
wulstige Stirn und unter allen Menschenstämmen das kleinste Gehirn; sie woh-
nen in Felslöchern oder erbärmlichen Hütten, sind wild und grausam und
1) Ten Macquarie geben Andere als einen selbständigen, aber in sumpfigen
Niederungen sich verlierenden Flnß an.