1872 -
Leipzig
: Barth
- Autor: Ramshorn, Carl, Vogel, Johann Carl Christoph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Es lebe die gesammte Welt!
Dem Deutschen deutsch am Besteu gefällt,
Er hält sich selbst in Ehren;
Und läßt den Nachbar links und rechts,.
Weß Landes, Glaubens und Geschlechts,
Nach Herzeuslust gewähren.
Schmidt von Lübeck.
Geographische Ansicht der Oberfläche Deutschlands.
Deutschlands südliche Hälfte erscheint als ein von Gebirgen
durchzogenes Hochland; Norddeutschland dagegen als Niederland,
welches in der westlichen Hälfte eben, im östlichen Theile hügelig
ist. Zu Süddeutschland ist, wenn man dasselbe in erdkundlicher
Hinsicht betrachtet, das Land zu rechnen, welches zum deutschen
Donaugebiet, zum oberen Elblande und zum mittleren Rhein-
lande gehört. Es wird demnach nordwärts begrenzt durch die
Gebirge, welche vom Oderürsprunge an den Elbedurchbruch ziehen
und durch das Erzgebirge, das Fichtelgebirge, den Frankenwald,
die Rhön, das Vogelsgebirge, den Westerwald, das Siebengebirge
und den Zug, der von hier westwärts an den Ursprung der
Oise sich erstreckt. Die Oberfläche Süddeutschlands bietet eine
große Abwechselung dar. Von den steilsten, theils kahlen, theils
ewig beschneiten Felsengipseln, in deren Form die gerade Linie
vorherrscht, bis zum sanftesten, abgerundeten, schön bewachsenen
Gehügel, wo durch größere Kugelabschnitte, zum Theil sogar
durch kleine Hochflächen, die Kronen gebildet werden, findet man
hier alle, an den Erhebungen der Erde nur denkbare Formen.
Die tiefsten Thäler und dunkle Schluchten, erstarrte, alles Lebens
und zu Zeiten sogar des Lichts beraubte Gegenden zeigt das
höchste Gebirge. Die Uebergänge zu den weiten, mit üppigem
Pflanzenwuchse gezierten, schön beleuchteten und reich bewohnten
Niederungen des ebneren Landes bieten die mittelhohen Gebirge
dar. Gewässer sieht man hier, im südlichen Theile, auf alle
Weise sich bilden, als Quellen, oft sehr klein, oft sehr bedeutend,
entspringen; häufig aus Gletschern mächtig hervorströmen, oder
aus vielen kleinen, den Berghängen entrinnenden Rieseln, zuwei-
len aus Fließen sich entspinnen, und endlich aus Teichen oder
Seen entstehen. Da hier die Oberfläche so uneben und im Gan-
zen viel abhängiger als im nördlichen Deutschland ist, so stürzen