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1. Deutsches Land - S. 121

1872 - Leipzig : Barth
- 121 - den Wanderer erhöhen, gewinnt durch die vielen Sagen und Denk- mäler der nordischen Vorzeit, wie durch sein treffliches Seebad, immer mehr an Ruf. Nur eine halbe Stunde vom Festlande entfernt liegt die zum preußischen Regierungsbezirk Stralsund ge- hörige, 18 Q.-Meilen Flächeninhalt enthaltende, größte deutsche Insel mit ihren 45,000 Einwohnern, denen Viehzucht und Fischerei reichlichen Ertrag gewähren. Kaum giebt es ein zweites Land, das in so vielerlei Richtungen vom Meere durchbrochen und um- schlungen wird, wie diese Insel, deren schmale Landzungen die grünlichen Fluthen zu sichern Golfen gestalten. So liegt die Halbinsel Iasmund, der in naturhistorischer Hinsicht merkwürdigste und interessanteste Theil der Insel Rügen, mit der sie durch eine Landenge zusammenhängt, die wie ein zarter Gürtel den lieblichen Busen des Meeres umschlingt, vor uns, als ein lieblicher Garten, umsäumt von uralten Buchen, Eichenwäldern und grünenden Rasenflächen, die das sanft wallende Meer mit seinen keuschen Wogen benetzt. Gleich einem ossianischen Geister- bilde steigt aus der Ostsee, an der nordöstlichen Spitze dieser Halb- insel, das Vorgebirge Stubbenkammer (d.i. steinerne Treppe, von dem wendischen Worte Cammen, was Stein, Felsen bedeutet), dessen höchste Spitze, der gigantische Königsstuhl, stch stolz aus der Meerestiefe 490 Fuß (nach Andern 543 Fuß) hoch erhebt. Einer unförmlichen Pyramide gleichend, deren Seiten senkrecht abgeschnitten sind, erhebt sich das Kreidegebirge hier eine Meile lang steil aus den Fluthen, die rastlos den Fuß der poetischen Felsenwelt unterwaschen, so daß der Dreizack Poseidons un- unterbrochen neue gigantische Formen schafft. Noch zeigen die dunkeln Spalten und Höhlen der weißen Kreidewände und das zu Tage liegende zwei Fuß mächtige Feuersteinlager, das die Felsen durchzieht, daß einst die See höher ging, gleich wie es die neuesten wissenschaftlichen Forschungen erwiesen haben, daß der Spiegel der Ostsee immer tiefer sinkt. Hier am Rande des Ufers, mitten unter versteinerten Meersternen, Seeigeln, versteinerten Muscheln, Gryphiten, Belemniten, Echiniten :c., liegt der Waschstein, seinen Namen von der Sage führend, die noch heute im Munde des Volkes ist. „Einst, so erzählt man, als hier auf Rügen vor langen Zeiten noch die beiden Piratenkönige Störtebeck und Gödike Michael hausten, ließen sie in ihrem in der Nähe gelegenen Schlosse einen frommen gefangenen König mit seinen Söhnen.und Knechten ermor--
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