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1. Deutsches Land - S. 140

1872 - Leipzig : Barth
Hier aber waren die schlankeren Stämme nur im dichteren Walde der Berggipfel; von der Mitte ab traten sie mehr auseinander, bis zuletzt unten im Thale zu unseren Füßen oder, wie der Weg sich schlang, über unseren Kopsen die Buchen vereinzelt standen. Je weiter nach unten aber, desto mehr wuchsen die einzelnen an Breite und Fülle, bis die letzten mit unendlich weichen Linien in weitem gesenkten Bogen ihre Zweige ausstreckten und mit den niedrigsten in einem sast trauerweidenähnlichen Schwünge die Erde berührten; die schönste und sanfteste Vermittlung des Berges und Waldes mit dem Thale, die ich jemals sah. Selten schien ein Stamm durch das Laub, so wölbten die weitreichenden Aeste sich darüber, und wenn die einzelnen durch diese Verbindung von Anmuth, Melancholie und Krast entzückten, so war es in den ferneren Windungen des Thales fast anzusehen, als wenn der Wald in den Rasen hinabgrünte. Immer dichter traten sie heran, bis zuletzt das Thal ganz zur Schlucht wurde, die kaum dem Wege Raum ließ, und sich steil aufwärts zog. Hier, wo kein Raum war, hatten sich die Stämme mächtig zu einer bewundernswürdigen Höhe erhoben und die Kronen schlössen sich, da die Bäume von dem abschüssigen Erdreiche etwas von bei- den Seiten gegen die Schlucht geneigt waren, über uns zu einer wahren Finsterniß von Grün zusammen; auch war es feucht und kühl und der Weg, trotz des vorhergehenden anhaltend schönen Wetters, schmutzig, denn kein Sonnenstrahl dringt durch dieses Laubdach. Das Kalkgeschiebe war von der herabgeglittenen Erde hier und da an den Wänden der beiden Berge bloßgelegt, und eine schlanke Buche war ihrer Erde halb gefolgt, sie lag schräg über dem Wege; aber aufgehalten im Sturze von den starken Zweigen der anderen, liegt sie da, wie ein Freund mir sagte, schon manche Jahre und grünt jeden Frühling neu wie ihre Schwestern. Am Ende der Schlucht, wo der Weg die Höhe erreicht hatte, hörte die Waldung auf. Wir traten wieder in die Sonne, und eine schmale, zur Rechten schroff abfallende Hochebene lag vor uns, eine kahle Haide von dunklen Tannensäumen eingefaßt. Da, wo sie sich steil absenkte, winkt unter einigen alten Buchen ein Jäger- haus. Drinnen angekommen, sahen wir uns einen Augenblick um; nur eine Magd stand am Herde, außer ihr und der Katze war kein lebendes Wesen zu Hause; aber die Schlüssel zur Speise- kämm er und zum Keller waren nicht mit der Hausfrau abwesend. Wir nahmen vorlieb mit dem, was sich fand, und setzten uns dann
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