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1. Deutsches Land - S. 142

1872 - Leipzig : Barth
142 — Der zweite Morgen bringt neuen Sturm, feindlichen Himmel und verstärkte Angriffswuth der Barbaren. Die Legionen halten sich noch einmal bis zum Abend. Am dritten Morgen, wie die Deutschen in die gelichteten Reihen einbrechen, stürzt sich Varus in sein Schwert, alle Ordnung lös't sich, und die Legionen werden vernichtet. Sieh', auf diesem Flecke stehst Du! Hier ist das Winn- feld, das Siegesfeld. In diesem Augenblicke traten wir aus dem Wald in eine Hochebene, nur nach einer Seite frei von den dichten Tannen- Waldungen. Die Ebene weithin liegt vor uns, die letzte Rettungs- Hoffnung der Römer; noch eine Kraftanstrengung, und sie brachen nach dem Rheine durch. Da wurden sie im Angesicht der Ebene zusammengehauen. — Laß Dir einmal vom Taeitus die Gefühle schildern, sagte mein Begleiter, mit denen Jahre nachher Germanicus und seine Legionen, die doch niemals wieder das Joch fest auf den deutschen Nacken legen konnten, hier gestanden haben. Ein glück- liches Treffen hat sie vorwärts gebracht, sie verheeren alles Land zwischen Ems und Lippe, nicht weit, sagt der Geschichtschreiber, vom Teutoburger Wald, in dem die Gebeine der drei Legionen unbegraben liegen sollten. Wenn Du aber zwischen Ems und Lippe aufwärts gehst, so findest Du dieses Waldgebirge, an dessen Fuß sie entspringen. — Zuerst das erste Lager des Varus, mit abgemessenen, mächtigen, regelmäßigen Verhältnissen, zeigt ihnen die ungebrochene Kraft; dann das zweite, mit niedrigem Wall, halb verschüttetem Graben, endlich mitten im Feld die bleichenden Gebeine, zerstreut hier und da, wie sie geflohen waren oder wider- standen hatten. Laß alle Gelehrten sich zanken, ob es hier gewesen ist oder nicht. Die Haine, in denen sie die Gefangenen geschlachtet haben, fehlen nicht, rechts und links. Es kann's Keiner demon- striren, daß der letzte Kampf auf diesem Platze gewesen ist, aber den Teutoburger Wald haben wir sicher, und das Feld hier heißt Winnfeld seit alten undenklichen Zeiten; das genügt uns, und wo dies zusammentrifft, laß Dir von keiner Kritik und Krittelei das Bewußtsein verkümmern, daß Du hier auf historischem Boden stehst, der mit Römerblut für deutsche Freiheit gedüngt ist. Und mit dem Hermann ist's auch keine Einbildung; denn der letzte alte Römer, der den Fluch über uns gesprochen hat, als er die Götter um ewige Dauer unsrer inneren Zwietracht anflehte, hat wohl gewußt, was er sagte, als er aussprach: „Arminius sei unbestritten der Befreier Germaniens."
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