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1. Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts - S. 155

1902 - Trier : Lintz
Veranschaulichungsmittel im weitem Sinne. 155 such mit gemeinsamen Ferienwanderungen gemacht werde*). Beispiel einer Landschaftsschilderung: Der Sognefjord. Nach dem Besuche von Bergen ist der grosse, 180 km lange Sognefjord unser Reiseziel. Aus einem breiten Hauptarme und aus rechtwinklig sich ab- zweigenden kurzen und schmalen Nebenarmen bestehend, gibt er wohl noch besser als der Hardangerfjord eine Vorstellung von der Fjordbildung. Wir denken uns an eine seiner östlichsten Verzweieungen, nach Lärdalsören versetzt,, von wo wir die Fahrt durch die ganze Länge des Fjordes zurück bis nach Bergen machen wollen Es ist 1lib Uhr morgens. Unser Gut (spr. gött = Kutscher), der uns am vorigen Tage durch das Lardai, dessen Verlängerung der Sognefjord ist, ge- fahren hat. bringt uns in eiligem Trabe zum Dampfschiffe. Der heulende Ton der Schiffspfeife meldet schon die baldige Abfahrt an. Wir nehmen auf dem Verdeck Platz. Bald ist das Schiff in voller Fahrt. Morgendämmerung liegt auf dem Wasser des Fjordes, und Morgenstille herrscht ringsum. Himmelhoch und steil ragen die Fjordwände empor Sie sind so nahe zusammengerückt, dass wir uns in einer engen Gebirgsspalte zu befinden glauben. Wir betrachten die einander gegenüberliegenden Wände Ihre Ähnlichkeit in Höhe und Gestalt fällt uns auf; scheint es nicht, als ob sie früher in Zusammenhang gestanden hätten? Meist sind die Abhänge kahl und zeigenden nackten Fels. Nur einige tiefer gelegene und nicht zu steile Abhänge haben etwas Birkenwuchs, zwischen dem sich hier und da auch eine Kiefer, aber keine Tanne zeigt. Oft nehmen die Bergwände schöne Formen an. Malerisch ist stets der Fernblick in die Tiefe des Fjordarmes, den wir eben durchfahren. Vorspringende Bergwände scheinen ihn von Zeit zu Zeit zu schliessen. Aber andere Felsvorsprünge, deren dunkle Umrisse dahinter auftauchen, lassen seine Fortsetzung erraten. So oft ein Vorsprung umfahren ist, tut sich ein neues Fjordbild auf. Tiefernst schauen die Bergwände uns entgegen, von den tiefblauen Fluten noch düsterer gefärbt. Wie ernste Stirnfalten sehen die Furchen aus, die sie von oben bis unten durch- ziehen. Die bei der Schneeschmelze in grosser Zahl herabrinnenden Wasser- adern haben diese gegraben. Auch jetzt im Spätsommer rieseln noch viele weisse Schaumbäche herunter ; wie lange Schleier wallen sie herab und beleben das düstere Bild. Der Wasserspiegel liegt in völliger Ruhe da. Fast geräuschlos teilt das Schiff die stillen Wellen. Wir sind aus dem Auerlandsfjord in den noch viel engeren Arm von Gudvangen gesteuert. Der heulende Ton des Dampfschiffes, das Signal für diese Station, unterbricht plötzlich die Morgenstille. Wie von einer Riesenorgel hallt es wieder, zunächst von den vorderen Bergwänden ; die hinteren nehmen den Ton auf und tragen ihn fort. Weit in der Ferne hallt es noch wieder, und das lauschende Ohr weiss nicht das völlige Verhallen festzu- stellen; denn noch immer geht ein stilles Sausen durch den Fjord. Von der Station Gudvangen geht die Fahrt zurück in den Hauptarm des Fjordes und dann durch diesen westwärts. Die Wasserstrasse ist jetzt breit. Die Sonne umspielt auch .den Fuss der Bergwände und malt die Welle des Wassers. Nicht mehr so gewaltig ragen die Bergwände empor. Aber auf eine andere Schönheit des Fjordes wird jetzt das Auge aufmerksam. Es schaut die Schneefelder, die überall in der Ferne von den Bergen herniederblicken. Mehr- mals zeigen sich auch grössere Gletscher, die sich durch die Talfurchen he-ab- senken. Von den entferntesten Bergen blickt der Schnee wie hinter einem blauen .Schleier hervor. Mehr und mehr nimmt zugleich der Laubschmuck der *) Eine ausführliche Bearbeitung des Themas enthält meine Schrift : „Die erdkundlichen Raumvorstellungen" in dem Abschnitte „Die An- regung, Unterstützung und Leitung der erdkundlichen Vorstellungstätigkeit durch den mündlichen Unterricht bezw. Vortrag des Lehrers".
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