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1. Die Landschaften Europas - S. 50

1900 - Trier : Lintz
50 Das Hochgebirge der Alpen. diesen tritt zuweilen noch ein farbiger Schmuck von Inschriften und frommen Segenssprüchen. In Tirol haben die Stein- häuser oft rundliche oder eckige Erker. Stets sind die Fenster klein und die Dächer ziemlich flach, damit weder die Kälte zu sehr eindringen, noch der Sturm eine zu grosse Kraft entfalten kann. Die Holzschindeln des Daches sind selten befestigt, sondern gewöhnlich nur mit schweren Steinen be- lastet. Durch diese und durch das grüne Moos, das die Holz- schindeln bald überzieht, wird der malerische Eindruck der Alpenhäuser, besonders der roh gezimmerten und vom Wetter dunkel gefärbten Almhütten noch wesentlich erhöht. Nicht weniger als das Bild des Wohnhauses passt die Er- scheinung des Alplers selbst in die Alpenlandschaft. Sein kräftiger und elastischer Körper verrät die Kraft und Gewandtheit, die das Leben in den Bergen erzeugt, und aus seinen klaren, hellen Augen spricht ebenso Mut und Ent- schlossenheit wie Treuherzigkeit und Gemüts tiefe. Seine Lebensweise ist eine sehr einfache, wenn auch in den einzelnen Thälern, je nach dem herrschenden Wohlstande, sehr verschieden. In den fruchtbaren Thälern besteht die Nahrung aus Milchbrei, Fleisch, Knödeln und Brot, und in den südlichen würzt auch der Wein das Mahl; das arme Hirten- volk der Hochgebirgsthäler lebt dagegen von steinhartem ßrot, von schlechtem Käse und ejner groben Mehlspeise, und als Getränk dient neben der M i 1 c h das trübe und eiskalte Gletscherwasser. Der vorteilhafte Eindruck, den die Alpenbewohner machen, wird oft erhöht durch schmucke Volkstrachten, die sich noch in vielen Alpenthälern erhalten haben. Wir bewundern die wackern Tiroler in ihrer schönen Tracht, die den stattlichen und kräftigen Körperbau wirksam heraushebt. Die kurzen Kniehosen sind beim Bergsteigen nicht hinderlich, und auch die niedrigen starken Schuhe sind für Bergwanderuugen berechnet. Die kurze Loden- joppe, die nicht soweit reicht, dass das bunte, prächtig schmückende Hüftband verdeckt wird, soll ebenfalls beim Bergsteigen und Berg- klettern die Bewegungen des Körpers nicht behindern. Keck sitzt der Hut, auf dem eine kühn geschwungene Vogelfeder steckt, auf dem Kopfe. Seine Form ist sehr verschieden und das Kennzeichen des Heimatthales. So steht der Tiroler vor uns wie ein echter Sohn der Berge, auf denen er früher mit Leidenschaft der Gemsjagd oblag. Heute ist die Zahl der Gemsen zu gering, um noch viele Jäger zu dieser gefahrvollen Jagd reizen zu können. Aber die Büchse weiss doch noch fast jeder Tiroler geschickt zu gebrauchen. Noch immer sind die Schützenfeste beliebt, aul denerf sich die besten Schützen hervorthun können. Diese Feste tragen wesentlich zur Erhaltung der schönen Volkstrach- ten im nördlichen Tirol bei. Auch in der Frauenkleidung haben sich schöne Volks-
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