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1. Die Landschaften Europas - S. 91

1900 - Trier : Lintz
Besiedelung und Bevölkerung. 91 lagern, in denen das Nomadenvolk in früheren Zeiten unter seinen Häuptlingen wohnte. An Stelle der beweglichen Siedelungen sind nur feste getreten. Ein Zusammen wohnen in grossen Massen blieb aber möglich, weil auch die zunächst ge- legenen Weidegründe ausreichten, selbst für einen grossen Vieh- bestand. Als der Ackerbau mehr Eingang fand, war es gewiss schwierig, seinen Betrieb der alten Siedelungsweise anzupassen. Man half sich durch die Anlage von Vorwerken, und das Ross, das ehedem fast den ganzen Reichtum gebildet hatte, wurde nun das Mittel, um eine schnelle Verbindung mit jenen herzustellen. Niemand geht hinaus zu den Erntearbeiten. Alles reitet oder fährt und letzteres nicht anders als im schnellsten Trab. So siegt das Ross über den Raum und gestattet dem Menschen das ver einte Wohnen in grossen Ortschaften an Stelle des ge- trennten Wohnens in Einzelgehöften oder in kleineu Weilern und Dörfern. Auch die Deutschen, die sich in der Ungarischen Tiefebene vor vielen Jahrhunderten ansiedelten, ahmten die Siedelungsweise des Reitervolks der Ungarn im allgemeinen nach. Sie wohnen ebenfalls in grossen volks- reichen Ortschaften, deren geradlinige Strassen sich rechtwinklig schneiden. In der Mitte befinden sich Kirche und Schule, gewöhnlich an einem Platze, wo auch das Kaiserliche Gasthaus steht, dessen Pächter allein die Schank- gerechtsame hat. Die übrigen Wirte müssen von ihm die Getränke beziehen. Nach der Weinernte hat jedoch jeder Bewohner bis zum 1. April das Recht des freien Ausschanks für seinen Wein. Wir wandern durch die Strassen. Sie sind meistens nach der Herkunft der deutschen Ansiedler benannt. Ärmlich siehts in der äussersten Strasse, die den Ort umgiebt, aus. Dort wohnen die Kleinhäusler, d. s. die Taglöhner. Dann folgt ringsum die Hutweide, auf der der Jahrmarkt abgehalten wird. Sie ist umgeben von Weingärten. An diese erst schliesst sich das Ackerland, von dem die eine Bannflur mit Weizen, die andere mit Mais besät ist. Wo das Ackerland authört, beginnt die eigent- liche Pus st a mit ihren Vorwerken. Der beste Boden derselben dient eben- falls dem Ackerbau, aber hauptsächlich ist sie der Tummelplatz der grossen Viehherden. Im Rahmen der Landschaft liegen eine Millionenstadt, nämlich Wien (mit über Vi2 Mill E.) und eine zweite Stadt mit über einer halben Mill E., nämlich Budapest, Mehr als 250000 E. hat Prag, wenn seine Vororte mitgerechnet werden. Von Städten mit über 100000 E. ist nur noch 1 vorhanden, nämlich Lemberg, mehr als 50000 E. zählen 9. Die Zahl der grossen Städte ist also nicht gross. Hinsichtlich der Dichtigkeit der Bevölkerung können wir zwei Ländergruppen machen. Die in dem Gebirgsviereck nördlich von der mittlem Donau liegenden Länder Böhmen, Mäh- ren und Österreichisch-Schlesien haben auf 1 qkm mehr als 100 Ê., während in der Ungarischen Tiefebene und ihren Randgebirgen durchschnittlich wenig mehr als halb soviel wohnen. Die nordöst- lichen Abdachungsländer der Karpaten, Galizien und Bukowina, sind wieder etwas dichter bevölkert, Die rege Industriethätigkeit hat der erstgenannten Ländergruppe das bedeutende Übergewicht in der Bevölkerung gegeben.
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