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1. Die Landschaften Europas - S. 103

1900 - Trier : Lintz
Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 103 die Schwingen eines Tanzes. Von den dumpfen Tönen des_ Basses lieben sie sich schmeichelnd ab. Nun löst sich einer der Musikanten von der Gruppe. Mit dem Hute in der Hand empfängt er vor jedem Wagenfenster des Zuges das Trinkgeld der Reisenden, die sich alle über den musikalischen Empfang gefreut haben. Wir sind in Budapest, der glanzvollen Hauptstadt des Un- garlandes, angelangt. Nach des Tages Hitze suchen wir Kühlung auf der breiten Promenade der Andrassy-Strasse. Wieder klingen die wilden Klänge der Zigeunermusik zu uns herüber. Es ist die Konzertmusik eines grossen Caféhauses. Wir stehen lauschend still, es zieht uns näher, und bald sitzen wir im Vorraum des Café- hauses, um auf die Klänge, die bald das wilde Jagen des Rosses, bald rauschende Tanzbewegungen, bald ein wehmütiges Klagen auf weltentlegener Heide nachahmen, zu hören. Unser Geist weilt auf der Pussta sonnenglühender Steppen- heide. Es dunkelt schon der Abend, da erreichen wir die einsame Heideschenke, die C s arda. Eine Pferdeherde schnauft in tosen- dem Jagen an uns vorüber. Sie kommt von der Tränke. Wie die Csikos auf feurigem Ross dahinstürmen, die Herde umkreisend! Bald ist von der Herde nur noch eine Staubwolke zu sehen. In der Csarda öffnet sich uns eine qualmerfüllte Stube, und wieder klingen Geigentöne an unser Ohr, und tanzende Paare wirbeln durcheinander. Erst allmählich vermögen wir in dem trüben Licht die einzelnen Gestalten zu unterscheiden. Echte Heide mense h en! Braune, von der Sonne verbrannte Männer von kleinem bis mittel- grossem Wüchse und dunkeläugige Landmädchen! Die ersteren tragen w eissleinen e Hosen, die an den Hüften durch eine Schnur zusammengezogen sind. Ein meistens leinenes Hemd, mit Stickereien geschmückt, flattert in weiten Falten um die kräf- tige Brust. Wild rollt das Blut in diesen Männern. Durch die kühnen Reiterkünste ward es so wild, schon in den Ahnen, die in Reiterhorden aus Asiens Steppen dahinstürmten, und in den sonnenglühenden Pussten der neuen Heimat hat es keine Zeit, ruhiger zu werden. Die Mädchen tragen kurze, in der Regel rotfarbige Kattunröcke, ein schwarzes Mieder und an den Füssen kleine Schühchen. Die Haare hängen in einem dunkeln Zopf nach hinten herab. Sonntags aber legt das braune Heidevolk schönere Kleider an. Dann tritt bei den Männern an die Stelle der weissleinenen eine enge blaue Hose, und zu dieser gehört eine enge blaue Jacke, die gleich der Hose reich mit Schnü- ren verziert ist. Vor Winterkälte schützt ein Schafpelz, den jeder mit sich trägt. Die Landmädchen ziehen ein schwarzes Sammetmieder an und putzen sich auch sonst, so gut sie können. Ein von flinken Rossen gezogener Erntewagen bringt uns schnell von der Heideschenke in das benachbarte, riesengrosse Dorf, wo wir im Kaiserlichen Wirtshaus Unterkunft finden. Am andern Tage sind wir schon am frühen Morgen auf den Beinen, um uns das Dorf und das Dorfleben anzusehen. In schnellstem
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