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1. Die Landschaften Europas - S. 104

1900 - Trier : Lintz
104 Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene. Trabe jagen die Erntewagen hinaus zu den Vorwerken. Sehr gleichförmig liegen die Häuser, alle einstöckig, an der end- losen Strasse, jedes mit der schmalen G-i ebelsei te dieser zuge- kehrt. Ein niedriger, häufig sehr vernachlässigter Lattenzaun bezeichnet strassenwärts die Grenze des Anwesens. Die Wände bestehen aus Lehm, der zwischen zwei Brettern zar Mauer fest gestampft wird. Sobald der eingestampfte Lehm genügend ange- trocknet ist, werden die Bretter höher befestigt, und ein weiteres Stück Mauer wird aufgesetzt. Das Dach ist mit Stroh oder mit Schilf gedeckt Überall nisten Vögel. Der Eingang befindet sich immer auf der langen Hofseite des Gebäudes. Wir treten ein und befinden uns in einem Räume, der gleichzeitig als Flur und als Küche dient. Eine Frau heizt den Backofen, der in der Wand steht, aber mehr in das anstossende, strassenwärts gelegene Zimmer gerückt ist und nur von der Küche aus bedient wird. Zum Heizen wird meistens Stroh und Kuh dünge r, der zu Ziegelsteinform gepresst ist, gebraucht. Wir treten in jenes Nach- barzimmer. Es dient als Wohn- und Schlafzimmer zugleich. Der Fussboden ist, wie in der Küche, nicht gedielt — diesen Luxus können sich die Leute in dem holzarmen Laude nicht ge- statten —, sondern aus gestampftem Lehm hergestellt. Es ist Samstag, und der Boden hat für den kommenden Sonntag einen Schmuck, aus einer frischen Schicht von gelbem Lehm bestehend, erhalten. Aus weissem Sand sind Verzierungen auf ihm angebracht. Uber die Mahlzeiten der Familie wird uns folgendes er- zählt: Morgens bekommt jeder, ob gross oder klein, einen Schnaps. Der Hausvater geht mit einer Flasche des selbstge- machten Schnapses, der aus Mais oder Trebern gebrannt ist, rund. Jeder isst dann sein Weizenbrot mit Speck. Butter wird wenig und zwar wie Käse gegessen. Mittags wird ein vollstän- diges Essen, das aus Fleisch- und Mehlspeisen besteht, auf- getragen. Der Ungar liebt scharf gewürzte Speisen, be- sonders Gulyas und Paprikafleisch. Paprika ist die Frucht- hülle des sogenannten spanischen Pfeifers, der unreif grün ist und so mit Gurken, um diesen Wohlgeschmack zu geben, eingemacht wird. Die Samen werden nicht benutzt. Abends giebt es Mehl- speisen, die sehr gut zubereitet werden. Beliebt ist der Strudel, der aus dünn gerolltem Teig hergestellt wird. Mittags und abends trinkt der Ungar meistens auch seinen Wein. Zur Erquickung dienen ferner Obst und besonders Melonen. Von letztern giebt es zwei Arten, die Zuckermelone, die inwendig gelb, aus- wendig scheckig ist, und die Wassermelone, die inwendig rot, auswendig grün ist. Für den Fremden ist die Wassermelone un- gesund. Die Ungarn essen grosse Scheiben von ihnen mit sicht- lichem Behagen und nagen dazu vielleicht einen Maiskolben ab. In dem Hofraum des ungarischen Wohnhauses ist nicht viel zu sehen. Das Vieh ist meistens auf der Weide, und das Getreide bleibt auf dem Felde. Nur kleine Nebengebäude sind andas
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