1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Französische Mittelgebirge und Flachland.
das ebenfalls in dem nördlichen Teile der Landschaft eine alte Heim-
stätte hat und seinen Hauptsitz in Roubaix, Reims, Rouen, Sedan,
Paris und andern Städten nahm. Im Anschluss an diese Industrieen
sei das blühende Bekleidungsgewerbe von Paris genannt,
das besonders für Putz- und Modesachen eine hohe Stellung
einnimmt. Paris ragt auch seit zwei Jahrhunderten durch sein
hoclientwickelteskunstgewerbe hervor. Von den übrigen
Industrien sind noch das G rosseisen gewer be, dessen Haupt-
sitz St. Etienne und le Creuzot sind, der Maschinenbau, der in
allen grössern Städten betrieben wird, das Porzellangewerbe,
durch das Limoges und Sèvres berühmt sind, die Glasindustrie,
die besonders in Lothringen Tüchtiges leistet, und die Par fu m in-
dustrie, die ihren Hauptsitz in Marseille hat, zu nennen.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
In der Landschaft giebt es keine grossem Bezirke wie in
Deutschland, in denen Bergbau und Industrie fast die ausschliess-
lichen Erwerbsquellen der Bewohner bilden, und nach denen des-
halb eine bedeutende Zufuhr von Lebensmitteln nötig wäre. Viel-
mehr sind die Bergbau- und Industriebezirke ziemlich gleichmässig
über das Land verteilt, als kleine Bezirke gleichsam den grossen
Bezirken des Pflanzenbaus eingeflochten, mit denen sie auf leichte
und bequeme Weise in einen Güteraustausch treten können. Man
darf wohl sagen, dass die einzelnen Teile Frankreichs wirt-
schaftlich viel weniger von einander abhängig und auf
einander angewiesen sind als diejenigen Deutschlands.
Die Aufgabe des französischen Binnenhandels wird auch dadurch
eine geringere, dass die einzelnen Gegenden Frankreichs reichere
Erträge als die Deutschlands liefern. Eine grosse Aufgabe bildet
die Versorgung der Riesenstadt Paris mit den nötigen
Nahrungsmitteln. Sie kann aber durch die Nähe der frucht-
baren Landstriche des Pariser Beckens leicht gelöst werden.
Von grösserer Bedeutung als der Binnenhandel ist der
Aussenliandel. Zur Ernährung der Bevölkerung reicht das ge-
era tete Getreide, zum Betriebe der Fabriken die geförderte Koh-
lenmenge und für die hochentwickelte Eisenindustrie das im Lande
selbst abgebaute Eisenerz nicht aus. Das gleiche gilt von der
Rohseide, von der Schafwolle, vom Flachs; Baumwolle und Jute
müssen sogar vollständig eingeführt werden. Dagegen hat die
Landschaft eine Überfülle an Seidenwaren und an Erzeugnissen
der andern Hauptindustriezweige, ferner an Zucker, während Wein,
trotz der grossen Ernte, noch mehr ein- als ausgeführt wird. Auch
kunstgewerbliche Gegenstände und Modewaren werden in Menge,
besonders aus Paris, ausgeführt. Wie schon hieraus hervorgeht,