1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Verkehrswesen.
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wiegen in der Einfuhr die Rohstoffe, in der Ausfuhr aber
die fertigen Waren vor. Die wichtigsten Länder des Handels-
verkehrs sind England, Belgien, Deutschland, die Vereinigten
Staaten und Algerien.
Die Einfuhr hatte im Jahre 1897 einen Wert von 3165 Mill. M., die
Ausfuhr von 2880 Mill. M. Hauptposten der Einfuhr waren nach der
Statistik Wolle (275 Mill. M.), Wein (234), Seide (212), Getreide (198), Baum-
wolle (164) und Kohle (152), die der Ausfuhr Seidengewebe und Seide (310),
Wollgewebe (220), Wein (186), Häute (144), Wolle (137), Pariser Waren (128)
und Zucker (107).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Wir erkannten, dass in Frankreich keine so bedeutende
Güterverschiebung wie in Deutschland stattzufinden braucht, weil
die wirtschaftlichen Verhältnisse gleichartiger sind. Es war kein
solch ausgebautes Verkehrsnetz nötig, und der Güterverkehr
ist nicht so bedeutend. Die Sorge für die Verbesserung
des Verkehrswesens ist aber seit langer Zeit eine Haupt-
sorge der französischen Regierungen gewesen, und was sie
im Lauf der Jahrzehnte — in mancher Hinsicht darf man sagen
der Jahrhunderte — im Bau von Landstrassen, von Eisenbahnen,
von Kanälen geleistet haben, hat dem Lande grossen Nutzen ge-
bracht und seinen Wohlstand und Reichtum gefördert.
Dem Bau von Eisenbahnen stellte die Bodenform der
meist ebenen Landschaft keine grossen Schwierigkeiten entgegen.
Auch das französische Mittelgebirge gestattete durch seine beiden
grossen Thalfurchen der Loire und des Allier, sowie durch seine
zwischen den einzelnen Gebirgsteilen eingesenkten Mulden eine noch
ziemlich bequeme Weiterführung der Eisenbahnlinien nach So und 0.
Dieser Umstand ist von grosser Wichtigkeit. Sonst wäre Frank-
reich in zwei Verkehrsgebiete, von denen das kleinere das Rhône-
becken umfasst hätte, zerfallen, zu deren Aneinandergliederung
mehrere kostspielige Tunnelbauten notwendig gewesen wären.
Immerhin zeigt sich eine gewisse Selbständigkeit des Rhône-
gebiets darin, dass in ihm allein neben dem grossen Eisen-
bahnknotenpunkte Paris ein zweiter, wenn auch ein viel un-
bedeutender, nämlich Lyon, entstehen konnte. Wenn wir auch
nur die wichtigsten Eisenbahnlinien, die von Paris auslaufen,
in Betracht ziehen, so erhalten wir die Zahl 10. Sie führen nach
Cherbourg, Rouen, Amiens—calais, St. Quentin—brüssel, Chalons-
Nancy—strassburg, Troyes (spr. troáh)—Beifort—basel, Dijon,
Nevers—lyon—marseille mit einer Abzweigung über Clermont
ebenfalls nach Marseille, Orleans—bordeaux mit einer Abzweigung
von Tours nach Nantes und Le Mans—brest. In Lyon treffen
5 wichtige Linien zusammen, die nach St. Etienne, Nevers, Dijon,
Genf und Avignon—marseille führen.
Die Länge der französischen Eisenbahnen betrug i. J. 1897 37 366 km.
Dazu kamen noch über 4000 km für Lokalbahnen.