1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Westküste Skandinaviens.
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bunden und dann auf felsigen Inseln, wo ein kräftiger Wind bläst, zum Trock-
nen auf Lattengerüsten aufgehängt. Bis zum 14. Juni lässt man sie
hängen und bringt sie dann meist nach Bergen in den Handel. Wird nur der
Bauch geöffnet, bloss zum Herausnehmen der Eingeweide, so führt der Fisch
den Namen „Run d fi s k". Eine allgemeine Bezeichnung für die getrockneten
Fische ist T0rfisk = Dörrfisch. Wird der Fisch nur eingesalzen, so führt
er den Namen Laberdan.
Gegenstände des Fanges sind ausser den genannten Fisch arten
und den Hummern auch noch Seehunde, Walfische und einige
andere Meerbewohner, die Seehunde wegen ihres wertvollen
Pelzes, die Walfische wegen des Thranes und der Fischbarten.
Und wie das Wasser, so sind auch die Lüfte erfüllt von Tieren, die
einen Nutzen versprechen. Überall, wohin das Auge schaut, flattern
Seevögel umher, meisteus Mö venar ten und Eiderenten.
Zu Tausenden, ja stellenweise zu Millionen nisten sie auf den
felsigen Klippen der Inseln und der Küste. Sie nützen hauptsäch-
lich durch die Eier und durch die Federn, während das Fleisch,
wenigstens das der Mövenarten, schlecht ist. Man benutzt das-
selbe, ähnlich wie die Fischabfälle, an diesen futterarmen Gestaden
als Viehfutter.
An die Erwerbszweige, die unmittelbar die Gaben und Schätze
der Natur zu verwerten suchen, knüpfen sich noch manche andere.
Der Fischfang bedarf der Netze und anderer Geräte, ferner der
Boote, der Schiffe. Die Verfertigung der zum Fischfang
dienenden Gerätschaften, sowie der Schiffsbau haben an
der norwegischen Küste einen hohen Grad der Vollkommenheit er-
reicht. Auch die Herstellung der Tonnen, in denen die
Fische versandt werden, beschäftigt viele Hände und bringt ferner
eine gute Verwertung des an den Buchten der Küste wachsenden
Holzes. Als wichtigster Erwerbszweig gesellt sich aber zum Fisch-
fang der Handel mit den vielerlei Fischereier Zeugnissen,
sowie die mit diesem verbundene umfangreiche Schiffahrt. Der
Haupt sitz des Fischhandels ist die Stadt Bergen. Auch
Stavanger, Kristiania, das im übrigen Handel an der Spitze
steht, ferner Aalesund, Drontheim, Tromsö und andere Plätze
sind an ihm beteiligt, dürften aber auf diesem Handelsgebiete zu-
sammen Bergen kaum die Wage halten.
Zur Zeit der Hansa hatten die Kaufleute von Bergen das Monopol
des Fischhandels. Von dem ganzen Nordlande mussten alle Fischwaren
dorthin gebracht werden. Obschon das Monopol der sog. „B e r g e n fa h r er"
längst aufgehört hat, bewegt sich der Fischhandel doch noch fast ganz in den
alten Bahnen und bevorzugt Bergen noch immer. Im Mai und Juni, wenn eben
der Dorschfang an den Lofoten beendet ist, bringen die Nordfahrer auf ihren
hochbeladenen Jachten, deren Form noch sehr an die der alten Vikingerschiffe
erinnert, Leberthran und Rogen, im Juli und August aber, wenn die auf
den Klippen aufgehängten Fische genügend durch Sonne und Luft getrocknet
sind, Rund- und Klipptisk. In der Zwischenzeit spielt sich, meist von S
kommend, der rege Verkehr des Herings fanges ab.