1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Russische und Rumänische Tiefland.
haltigen Boden haben, sind für den Anbau noch wenig gewonnen.
In dem grössten Teile der Steppe breiten sich aber heute wogende
Getreidefluren aus, wo früher nur Grassteppe war. Zahlreicher
sind infolgedessen die Ansiedelungen geworden, wenn auch das
Land noch immer nicht dicht bevölkert ist, und die Fruchtschober,
die in grosser Zahl um die Dörfer stehen, deuten zusammen
mit den vielen Windmühlen, die alle Hügel in deren Nähe be-
setzt haben, im Bilde der Landschaft schon die reichen Erträge
des Steppenbodens an. Die wichtigsten Anbaugewächse sind
Weizen, Mais und Flachs. Letzterer wird aber fast nur zur
Samen-, nicht zur Fasergewinnung gezogen. Ausserdem wird
stellenweise auch Tabakbau, z. B. in Podolien am mittleren
Dnjestr und in der Krim, Zuckerrübenbau, ebenfalls in Podolien
und in der Umgegend von Charkow, Weinbau, nämlich in Bessa-
rabien am untern Dnjestr und untern Don, sowie Obstbau, in
Podolien und Bessarabien, bei Charkow, am untern Don und eben-
falls besonders in der Krim, betrieben. Von geringerer Bedeutung
sind noch einige andere Kulturen, wie der Cichorien!)au bei
Rostow, der Kar den distelbau in Bessarabien und in der Krim.
Fast überall werden in der Steppe in grosser Menge ferner Kür-
bisse und Melonen gezogen, die in den heissen Zeiten eine er-
frischende Speise bilden.
Von allen Anbaugebieten Südrusslands ist am meisten die
Südküste der Krim durch die Gunst der Lage und des Klimas
ausgezeichnet. Einer wirksamen Sonnenbestrahlung ausge-
setzt und zugleich in der Nähe des klimamildernden Meeres
liegend, ferner mit einem Boden, nämlich Kalkboden, ausgestattet,
der sich kräftig erwärmt, ist das Jailagebirge auf seinen Süd-
abhängen und in seinen südlichen Thälern, in die der warme
und feuchte Hauch des Meeres wehen kann, für eine feinere Obst-
und Weinkultur in hohem Masse geeignet.
Der Obst- und Weinbau der Krim.
Eine Fülle der edelsten Erzeugnisse kann von der Krim aus
nach den grossen Städten des Russischen Reiches versandt werden. Überall sind
Obst- und Weingärten angelegt. Dieselben nehmen einen Raum von über
60 qkm ein. Etwa ljz Mill. Ctr. frisches Obst wird erzeugt. Bedeutende Mos-
kauer und Petersburger Geschäfte kaufen alljährlich für fast 2x/a Mill. M. Obst
und Trauben ein. Unter den Obstsorten steht der Apfelbaum an erster Stelle.
Doch werden auch viele Birnen, Aprikosen, Pfirsichen, Kirschen und
Paranüsse geerntet. Auch die Trauben werden zum grossen Teil zum Frisch-
genuss versandt. Sie sind dünnschalig und sehr süss. Weine, die man an der
Südküste, besonders in dem berühmten Sudakthaie, das allein jährlich über
100000 Ctr. Weintrauben liefert, gewinnt, sind ebenfalls süsslich, während in
einigen nördlichen Thälern minderwertige und herbere Weine gezogen werden.
Für die Ernährung der Bevölkerung ist ausser Ackerbau und
Viehzucht auch der Fischfan#' wichtig, der sowohl an einer langen
Küste als auch auf grossen Strömen betrieben werden kann.