1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Balkanhalbinsel.
Die Grösse der Sommerhitze können wir daraas ermessen, dass über
Konstantinopel die 24° C-Linie des Juli läuft, und dass der ganze Süden der
Balkanhalbinsel im Bereiche der 26° C-Linie liegt. Die mittlere Jahres-
wärme beträgt im S 18, im N aber nur 12 0 C. In der Regenmenge besteht
ein grosser Unterschied zwischen dem W und 0. Am regenreichsten ist
Montenegro, wo über 200 cm Regen fallen, am regenärmsten sind die
Niederungen von Macédonien, Thessalien und Attika, wo die Niederschlagsmenge
weniger als 50 cm beträgt. Konstantinopel empfängt 72 cm Regen.
4. Thalbildung und Gewässer.
Da die Gebirge meistens Faltengebirge sind, ist die Längs-
thalbildung die vorherrschende. Die meisten der Flüsse, wie
Drina, Drin u. a. folgen auf ihrem Oberlaufe Längsthälern. Die
Querthalbildung ist weniger ausgeprägt. Das bemerkenswerteste
Querthal ist das des Isker, der die ganze Balkankette durch-
bricht und vom Rilo Dagh, der südlich von dieser liegt, Wasser
zur Donau trägt. Auch das untere Drinthal ist eine Querthalbildung.
Arm an Querthälern ist besonders das Gebiet der Dinarischen
Kalkalpen und ihrer südlichen Fortsetzungen.
Die gebirgige Natur der Balkanhalbinsel bewirkt, dass nur
kleine Gewässer zur Entwicklung gelangen. Die Wasser-
scheide ist überall der Meeresküste so nahe gerückt, dass die
Quelle von keinem Flusse 300 km von dessen Mündung entfernt ist.
Die drei bedeutendsten Flüsse sind Maritza, Wardar und
Mórawa. Letztere iiiesst in die Donau, die ein Randstrom der
Landschaft ist und die nördlichsten Gebiete derselben entwässert.
5. Die Naturschätze und ihre Ausbeute durch Pflanzen-
bau, Viehzucht und Bergbau.
Als ein vorwiegend gebirgiges Land besitzt die Balkanhalb-
insel nur wenige wertvolle Anbaugebiete. Die bulgarische
Ebene nördlich vom Balkan, Ostrumelien, die Donauebene an der
unteren Mórawa, Teile von Macédonien, die thessalische Ebene
und die kleinen Strandebenen im südlichen Teile der Landschaft,
besonders die messenische Ebene auf dem Peloponnes können als
solche gelten. Sie kommen fast allein für den Getreidebau in
Betracht Die wichtigsten Getreidearten sind Weizen und Mais.
In jenen Ackerbaugegenden wird auch viel Tabakbau betrieben.
In der Nähe von Gallipoli, bei Saloniki und in einigen Landstrichen
des Südens baut man Baumwolle. In Ostrumelien und Thrakien,
stellenweise auch noch nördlich vom Balkan treibt man bedeutende
Rosenzucht zum Zweck der Gewinnung von Rosenöl. Die
Gebirgsthäler sind Hauptsitze des Obstbaues. Im N ist der
Pflaumenbaum der wichtigste Obstbaum. An den südlichen
Gestaden, in den warmen Landstrichen der Westküste und auf