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1. Die Landschaften Europas - S. 393

1900 - Trier : Lintz
Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 393 aufsteigenden weissen Minarets herab zum Gebet. In Scharen strömen die Gläubigen zu den Moscheen, um sich der frommen Pflicht zu entledigen und sich dann wieder den Genüssen des Lebens hinzugeben. Von Konstantinopel wandern wir zum Griechenvolk. Wir treffen es in Athen in einer freudigen, festlichen Bewegung. Die Olympischen Spiele, die im Altertum ein einigendes Band um die politisch so zersplitterten Stämme der Griechen geschlungen hatten, werden zum ersten Male nach vielen Jahrhunderten wieder festlich begangen. Keine andere Einrichtung hatte einst im -Grie- chenvolk so fest gewurzelt als die Leibesübungen. Ihnen ver- dankte es nicht zum wenigsten seine frühe und rasche Entwicklung. Schon zu den Zeiten, wo die homerischen Dichtungen entstanden sind, war die Gymnastik hoch entwickelt; denn diese enthalten Schilderungen, die nur nach herrlichen Vorbildern männlicher Kraft und Gewandtheit entworfen sein können. Sie erreichte ihre Haupt- blüte aber nach den siegreichen Perserkriegen, als die Olym- pischen Spiele eingerichtet wurden. Aus ganz Griechenland fanden sich die hervorragendsten Lehrer der Gymnastik mit ihren tüchtigsten Schülern auf ihnen ein. Es war ein einfacher Ruhmespreis, nämlich ein Ölzweig, um den im sog. Fünfkampf, der im Springen, Wettlaufen, Diskuswerfen, Speerwerfen und Ringen bestand, gestritten wurde. Wer mit dem Ölzweig, den ein Knabe, dessen Eltern noch lebten, mit einem goldenen Messer abgeschnitten hatte, als Sieger die Stirn bekränzen durfte, war reich an Ehren. Der Heldengeist jener Wett kämpfe soll noch einmal im Griechenvolke aufleben. Wieder lacht der blaue Himmel über den Olym- pisch e n S pi e 1 e n. In der Nähe von Athen ist der Kampfplatz, das Stadion, für sie hergerichtet. In Scharen sind die Griechen herbeigeströmt. Auch andere Nationen nehmen an den Wettkämpfen teil. Wohl 50000 Menschen haben im Stadion Platz genommen. Denn für heute ist der 40 km lange Wettlau f von Marathon nach Athen angesetzt. In höchster Aufregung erwartet die Menge den Sieger. Ein Grieche soll Erster sein. Reiter haben die Nachricht gebracht. Plötzlich jauchzt draussen das Volk auf, es schwenkt mit Tüchern und Hüten, und eiligen Laufes stürzt durch den Eingang eine weisse Gestalt. Von tosendem Beifall wird der Läufer empfangen. Er nähert sich der Königs- loge. Die königlichen Prinzen und die Schiedsrichter laufen in gleichem Tempo neben ihm. Tief verbeugt er sich vor dem Königspaare, und wieder braust der Jubel durch die Piennbahn. Denn es ist wirklich ein Grieche, ein Bauer aus Amrussi, der den Sieg errungen und die übrigen 17 Mitläufer geschlagen hat.
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