1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Inseln Sizilien, Sardinien und Corsica.
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von denen Sardinien die Form eines Rechtecks, Corsica die eines
Halbkreises hat, sind nur durch die schmale Meerenge von
Bonifacio von einander getrennt.
Wie auf Sizilien der 3313 m hohe Etna, dessen gewaltiger
Vulkankegel noch mit Hunderten kleinerer Vulkankegel ge-
schmückt ist, noch heute eine vulkanische Thätigkeit entfaltet, so
war in früherer Zeit auch Sardinien ein Herd bedeutender
Vulkanausbrüche. Es wurden dort vorwiegend trachytische
Vulkankegel aufgebaut. Die höchste Erhebung ist auf Sardinien
der 1793 m hohe Gennargentu, auf Corsica der 2710 m hohe
Monte Cinto.
In der Grösse stimmen Sizilien und Sardinien ziemlich
überein. Jenes ist über 25 000, dieses über 24000 qkm gross.
Corsica hat etwa ein Drittel dieser Grösse.
Das Landschaftsgepräge Siziliens und. zum Teil auch
das Sardiniens zeigt mit dem Süditaliens viel Ähnlichkeit. Die
Macchiengebüsche sind ebenfalls viel verbreitet. Auf beiden
Inseln versiegen im Sommer die Gewässer, während sie in der Regen-
zeit wilde Sturzbäche bilden, die sich im Gebirge tiefe Schluchten
graben, die unteren Thalstrecken ihres Laufes dagegen mit wüstem
Geröll bedecken.
Südlich von Sizilien liegen noch drei felsige Eilande, die die
Maltesische Inselgruppe, benannt nach der grössten Insel
Malta, bilden.
b. Das Kulturbild.
Die Anbauverhältnisse der grossen Inseln stimmen
mit denen Süditaliens im wesentlichen überein, da ja auch
das Klima sehr ähnlich ist. Der Olivenbau und der Weinbau
sind auf allen dreien wichtige Kulturen. Namentlich Sizilien
führt viele Apfelsinen aus. Auch die Seidenraupenzucht hat
grosse Bedeutung. Obschon Sizilien und Sardinien wenigstens im
S fruchtbare Landstriche haben und auch im Altertum that-
sächlich die Kornkammer Roms waren, steht ihr Getreide-
bau heute auf geringer Stufe. Auf Sizilien erschweren besonders
die Besitz Verhältnis s e ein neues Aufblühen des Ackerbaues.
Sizilien und Sardinien sind reich an mineralischen
Schätzen, die ein ausgedehnter Bergbau auszubeuten sucht.
Sizilien hat ausgedehnte Schwefellager, die den Jungtertiär-
schichten eingelagert sind. Dieselben nehmen ein Viertel der Insel
ein. Sardinien liefert Blei, Zink und Silber.
Die Schwefellager Siziliens könnten noch eine viel grössere Ausbeute
liefern, wenn die Schwefelgruben mit einer bessern Betriebseinrichtung
versehen würden. In den Bezirken der Schwefelgewinnung finden wir viel
wirtschaftliches Elend. Selbst zahlreiche Knaben werden in den Schwefel-
gruben beschäftigt. Sie bringen, wie v. Hellwald schreibt, mit einer Lampe vor
der Stirne, das Mineral über Treppen oder vielmehr Abstürze von 200—300 m
zu Tage, und Esel tragen es dann weiter.