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1. Die Landschaften Europas - S. 449

1900 - Trier : Lintz
Kultureigenthümlichkeiten und Volksleben. 449 Karl V., der zugleich deutscher Kaiser war, und der von seinem Reiche sagen konnte, dass in ihm die Sonne nicht unterging, gehörten zu Spanien : Sardinien, das Königreich beider Sizilien, Mailand, die Franche-Comté, die Niederlande und die ausgedehnten Kolonieen in Süd- und Mittelamerika, während Portugal seinen Hauptkolonialbesitz in Ostindien hatte. Aber im Mutterlande hatte man mit den Ungeheuern Reichtümern nur Klöster, Kirchen und Paläste gebaut. Als die Vorherrschaft zur See an England, das im J. 1588 die spanische Armada zerstörte, und an Holland ver- loren ging und nach und nach fast alle fremden Besitzungen aufgegeben werden mussten, da war es auch mit der Gross- machtstellung Spaniens vorbei. Nur durch eine vollkommenere Kulturarbeit im eignen, von Natur so reichen Lande kann diese wieder erreicht werden. Aber hierbei stehen die Anschauungen, die eine mehr glückliche als verdienstvolle Geschichte dem spanischen Volke eingeprägt hat, als hindernde Schranken im Wege. 13. Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. Ein jedes Volk, das auf eine grosse Geschichte zurück- blicken kann, besitzt auch eine scharf ausgeprägte Eigen- art, und es ist ein Zeichen des lang andauernden Zerfalls, dass in Spanien die nationalen Sitten mehr und mehr schwinden. Aus der hohen Blüte der spanischen Poesie und Kunst und aus der kräftigen Entfaltung des Volks- lebens ging diese Eigenart hervor. In der spanischen Litte- ratur herrscht jedoch seit langem der französische Einfluss, und wollen wir Tambour in und Cas tagne tt en , sowie das von den Mauren hinterlassene spanische Volkslied erklingen hören, so müssen wir die schmutzigen Ventorrillos der Vorstädte Madrids oder die dunkeln Kneipen Sevillas aufsuchen. Ein echtes Volks- leben entfaltet sich aber noch bei den Romerías oder Verbe- nas. den Festen, die zur Verherrlichung der verschiedenen Heiligen von Städten und Dörfern, oft grossartig und glänzend, gefeiert werden. Wenn das kirchliche Fest vorüber ist, so giebt sich das Volk den weltlichen Vergnügungen hin. In den Volkscafés und den kleinen rauchigen Kneipen werden dann noch die alten spanischen Tänze aufgeführt. Eine echt spanische Volkssitte sind die Stierkämpfe, die namentlich in Sevilla und Madrid mit grossem Gepränge und rie- siger und leidenschaftlicher Beteiligung der Bevölkerung abgehalten werden. Vielleicht hat ein Kenner des spanischen Volkes Recht, wenn er sagt, dass man diesem seine Nationalität nehmen würde, wenn man ihm die Stierkämpfe verbieten würde. Jedenfalls thut ein solcher Ausspruch kund, wie tief diese nationale Sitte, die von den Mauren stammt, im Volke wurzelt. Und insofern hat er Recht, als bei den Festen der Stierkämpfe der Nationalcharakter des Spaniers, seine ganze Aufgeregtheit und Leidenschaftlichkeit, un- verhüllt zum Vorschein kommt, die er sonst hinter einer gemessenen Kerp, begründ.-vergleieh. Erdkunde, H. Bd. 29
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