1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Techter, W.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
(880 m); südwestlich von ihm liegt in der Nähe der Kleine Feld-
berg (830 m), und beiden ist nach der Mainebene zu der Altkönig
(800 m) vorgelagert. Auf dem Großen Feldberge befindet sich eine
von Bäumen völlig entblößte, etwa 25 ha große Fläche, die nur
mit Heidekraut und Moos bedeckt ist. Auf ihr liegt ein mächtiger
Quarzfels, der Brunhildenstein, auch Brunhildenbett genannt. Nicht
weit von diesem quillt der Brunhildenborn. Eine Sage erzählt,
daß die vertriebene Königin Brunhilde, die auf dem Ältkönig ein
Schloß besaß, vom Feldberge aus nach Hilfe ausschaute. Nach
einer andern Sage foll die Walküre Brunhilde hier von Siegfried
aus dem Schlafe erweckt fein, in den Wodan sie versenkte. Höchst
wahrscheinlich war der Feldberg in grauer Vorzeit eine wichtige
Stätte der Götterverehrung, und der Brunhildenstein diente dabei
als Opferaltar. Darauf deutet anch eine künstlich hergestellte Ver-
tiefung im Felsen mit einer ausgefurchten Rille zum Abfluß des
Blutes hin. Bei klarem Wetter hat man vom Feldberge aus eine
herrliche Fernsicht. Der Blick reicht über den Taunus und den
Westerwald hin bis zum Siebengebirge, über die Hessische Senke
und das Bergland hinweg bis zum Thüringer Walde und nach
Süden über die gesegnete Main- und Rheinebene bis zum Spessart,
zum Odenwald und zu den Türmen von Worms und Mannheim.
— Die Ebene überschaut man noch besser vom Altkönig aus. Dieser
Berg trägt einen dreifachen, riesigen Steinwall, der vielleicht eine
keltische oder altgermanische Befestigung oder Gerichtsstätte anzeigt.
— Der Gipfel des kleinen Feldberges ist bewaldet und gewährt
keine Aussicht.
Westlich von diesen höchsten Punkten des Gebirges erheben sich
auf dem Kamme noch viele einzelne Kuppen. Die hauptfächlichsten
derselben heißen von Osten nach Westen der Rossert, der Stauffen,
die Hohe Kanzel, der Trompeter und die Platte über Wies-
baden. Aus einem nach der schmalen Rheinebene hin vorgeschobenen
Hügel des Rheingaugebirges liegt das Schloß Johannisberg.
Der Niederwald (340 m) bricht zwischen Rüdesheim und Aß*
mannshausen schroff zum Rhein hin ab.
b. Das Plateau. Während der Kamm des Taunus nach
Süden hin sehr steil zur Main- und Rheinebene abfällt, geht er
nach Norden hin allmählich in ein breites Hochland über. Dasselbe
ist freilich keine ebene Fläche, sondern es ist von vielen ziemlich
breiten und an einigen Stellen tief eingeschnittenen Thälern durch-
surcht. Mit Ausnahme des Wisperthales, das zum Rhein hin sich
öffnet, ziehen sie alle sast rechtwinklig zur Linie des südlichen
Kammes der Lahn zu. Auch diese Thäler sind gleich den größeren
des Rheines, der Mosel und der Lahn durch Wasserläufe gebildet
und werden noch jetzt von Flüßchen durchzogen. Die Thalweiten
an dem mittleren Laufe dieser Flüsse zeigen die im ganzen geringe
Abdachung der Hochfläche nach Norden hin an. Während die
meisten dieser Thäler einander fast parallele Richtungen haben und
dadurch die ziemlich gleichmäßige Neigung des Plateaus andeuten,