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1. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 75

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 75 — dunstung den Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Größere stehende Ge- wässer fehlen unserer Provinz; aber immerhin wirken auch die vielen kleinen Flüsse ausgleichend auf das Klima. Vorteilhaft ist für dieses der Umstand, daß Sümpfe und Moore außer auf der Rhön und dem Westerwalds in Hessen-Nassau kaum vorkommen und durch kalte Nebel, die aus ihnen aufsteigen würden, keinen nachteiligen Einfluß auf das Klima ausüben. Endlich kommt für das Klima noch die Bedeckung des Bodens in Betracht. Die Wälder mildern die Hitze und die Kälte, sie hemmen die Winde und sind von günstiger Wirkung auf die Menge der Niederschläge. Unsere Provinz hat sehr bedeutenden Waldbestand; sie ist die waldreichste im ganzen Königreich Preußen. Ein wie großer Segen dieser Waldreichtum sür die klimatischen Verhältnisse unseres Landes ist, zeigt ein Vergleich der milden Witte- rung auf dem Taunus mit der unwirtlichen auf dem kahlen Wester- walde, und ebenso ein Hinblick aus das rauhe Klima der wald- entblößten, von den Winden ungehindert bestrichenen Hohen Rhön. Die Provinz Hessen-Nassau hat im allgemeinen ein gemäßigtes, gesundes und sür den Pflanzenwuchs günstiges Klima. Die durch- schnittliche Wärme beträgt 8—9° C. Im Rhein- und Mainthale steigt sie auf 9—10" C, und im geschützten Rheingau ist sie sogar 10—11° C. Unter dem Durchschnitt bleibt mit 7—8° C die Tem- peratur in den mittleren Lagen des Taunus, des Westerwaldes, des Vogelsberges, des Knülls, der Rhön und des Thüringer Waldes. Die oberen Teile dieser Gebirge und besonders die Nordhänge der- selben haben nur noch 6—7" 0 mittlere Wärme. Auf den kahlen Hochstächen der Hohen Rhön sinkt diese sogar aus 5" C. — Im Sommer ist die Durchschnittstemperatur überall etwa um 8° höher, im Winter ebensoviel niedriger. Die durchschnittliche Menge aller Niederschläge während eines Jahres beträgt in den Thälern 55—70 cm, in den Hügellandschaften 70—85 cm und auf dem oberen Taunus, dem Westerwald, dem Vogelsberge, dem Spessart und der Rhön 85—100 cm. So hoch würde nämlich in einem unter freiem Himmel aufgestellten eisernen Gesäße das Wasser von allen Nieder- schlügen (Regen, Schnee, Hagel, Tau, Reif) während eines Jahres steigen, wenn keine Verdunstung stattfände. D. Bodennutzung; Erzeugnisse. „Im Lande Hessen giebt's hohe Berge und nichts zu essen", heißt ein alter Reimspruch; aber derselbe sagt nicht die Wahrheit. Die Provinz Hessen-Nassau ist vielmehr eine der gesegnetsten unseres Vaterlandes. Wenn das hessische Land auch nicht so fruchtbar ist wie die fetten Marschen an der Nordseeküste oder viele der weiten Ebenen zu beiden Seiten großer Flüsse, so ist der Boden doch in den meisten Gegenden ergiebig genug, um die aus ihm wohnenden
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