1914 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Techter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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der Mineralwässer von Ems, Selters und den andern Heilquellen
angefertigt. Dieses Töpfergewerbe ist für den Westerwald ein sehr
wichtiger Industriezweig- nach ihm heißt das Gebiet um die Orte
Höhr und Grenzhausen herum das „Kannenbäckerland". Zur
Förderung der Tonindustrie ist in Höhr eine „Königliche Keramische
Fachschule" errichtet worden.
Für das Aufblühen des Landes ist ferner bedeutsam geworden
die Glasindustrie in Wirges, einem Orte nördlich von Montabaur.
Infolge der Gründung einer Glasfabrik im Jahre 1902 hat sich die
Einwohnerzahl des Ortes von 1000 auf 3400 gehoben.
b) Der Hohe Westerwald. Er liegt östlich des vorigen
Gebietes bis zur Dillmulde und steigt von allen Seiten zu den
höchsten Erhebungen des ganzen Westerwaldes auf. Diese sind durch-
weg Basaltberge, die hier in großer Zahl dicht beieinander liegen.
Sie überragen aber nur wenig die Hochebene, die den oberen Teil
des Hohen Westerivaldes bildet. Die höchsten Berge sind der
Fuchskauten (657 m), der Salzburger Kops (655 m) und einige
andere, die durchweg 650 m hoch sind. Etwas südöstlich davon liegt
der Knoten (604 m).
Der Boden des Hohen Westerwaldes besteht größtenteils aus
verwittertem Basalt. Unter ihm liegen festes Gestein oder tonige
Schichten. Der Basaltboden nimmt bic Feuchtigkeit leicht auf, trocknet
aber sehr schwer aus, weil die Tonschichten das Wasser nicht durch-
sickern lassen. Da zudem reichlich Niederschläge fallen (90 ein bis 1 m),
so ist die Bodenfeuchtigkeit groß. Darum entsendet der Hohe Wester-
wald aus wasserreichen, oft sumpsigen Wiesengründen zahlreiche Bäche,
die der Lahn, dem Rhein und der Sieg zuströmen. Zur Lahn fließen
Elb bach und Gelbach, zum Rhein Sayn und Wied, zur Sieg
wendet sich die Nister, die aus den Sümpfen des Salzburger Kopfes
kommt. Die Täler dieser Flüsse, besonders in deren Unterlans, sind
oft von großer landschaftlicher Schönheit und haben im Talgrunde
saftige Wiesen, während die Ackerfelder meist an den Berglehnen sich
hinziehen, wo die Bodenfeuchtigkeit geringer ist. Das reizvollste Fluß-
tal ist das der unteren Nister vom Kloster Marienstatt bis Kroppach;
es führt die Bezeichnung „Kropp ach er Schweiz".
Der Westerwald war früher ein waldreiches Gebiet. Da man
aber Jahrhunderte hindurch das Holz schlug, ohne für Nachwuchs
zu sorgen, so sind jetzt weite Flächen, die früher mit Wald bedeckt
waren, Viehweiden oder Ödland geworden. Doch die Abhänge tragen
noch manch herrlichen Buchen- oder Fichtenhochwald. Die Wieder-
bewaldung des oberen Plateaus wird seit Jahrzehnten von der Re-
gierung ernstlich erstrebt, begegnet aber des rauhen Klimas wegen
großen Schwierigkeiten.
Das Klima des Hohen Westerwaldes ist vor allem durch die
Höhenlage, die mangelnde Waldbedeckung und die große Boden-
senchtigkeit bedingt. Da die oberen Gebiete weder durch ein höheres
Gebirge noch durch Wald geschützt sind, können die kalten Nord-
und Ostwinde ungehindert die kahlen Flächen bestreichen. Der Früh-